21. April 2007

Am Hang - Markus Werner

Der Schriftsteller Markus Werner hat von Beginn an interessante, unterhaltsame und lebenskluge Texte zum aktuellen Zeitgeschehen und deren Schnelllebigkeit, in seinen kurzen Roman eingebracht. Obwohl es kein Kriminalroman ist, wird das Buch zum Ende hin immer spannender. Eine angenehme, kurze, gelungene Abwechslung.

Herr Clarin und Herr Loos, sich unbekannt, treffen einander in einem Hotelrestaurant in Tessin. Zwei lange Nächte unterhalten sich diese Männer, obwohl sie sich doch ganz fremd sind. Beide erzählen auch über ihren damaligen Aufenthalt in Tessin, den beide in Begleitung ihrer Partnerin erlebten. Aber irgendetwas scheint diese Männer zu verbinden.


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Bewertung 8,0 von 10

18. April 2007

Wut - Salman Rushdie

Salman Rushdie bringt uns in diesem Roman jene Situation sehr nahe, ein Leben zu leben, das von einer Jugend überschattet wird, in der traumatisches erlebt wurde. Wie man sich durch das Leben kämpfen muss, wie man unter der Vergangenheit leidet und auch durch den Versuch einer Flucht, an einen anderen Ort, nicht ganz einfach davon befreit wird.

Professor Malik Solanka muss nun so ein Leben führen. Da Ihn eine körperliche Unkontrollierbarkeit befällt, wenn er wütend ist, verlässt er seine Frau Eleanor und seinen Sohn Asmaan, zu ihrem Schutz. Denn wenn man mit dem Messer in der Hand, im Schlafzimmer steht, muss man gehen, dachte Malik. Von London geht es nun nach New York, in der Hoffnung, dass alles besser wird. Doch in New York beginnt ein noch verwirrenderes Leben, mit den Frauen Neela Mahendra, Mila und Puppen, und auch der Kontakt nach London zu Asmaan bricht nicht ab.

Obwohl man auch bei diesem Buch von Salman Rushdie voll auf seine Kosten kommt, war seine, wie immer „große Sprache“, erst am letzten Drittel des Buches präsent. Mir fehlte das fesselnde an diesem Roman. Die lange Zeit unklarer Handlungsstränge, werden am Ende des Buches sehr gut aufgelöst, wodurch das Grübeln nach „ was will er mir damit sagen“, auch sein Ende findet. Der autobiografische Hintergrund dieser Geschichte ist, wie wir ja wissen, dramatisch (siehe nächster Absatz).

Natürlich hat auch Wut, wie fast alle Bücher Rushdies nach Verhängung der Fahdwa, stark autobiografische Züge: Wie sein Protagonist, so benutzt auch der Autor "das Material seines eigenen Lebens und verfremdet es durch die Alchemie der Kunst".
So ist auch Wut, der der schönen indischen Lebensgefährtin Padma Lakshmi des noch verheirateten Rushdie gewidmet ist, nicht zuletzt als Parabel eines Menschen zu verstehen, der gegen seinen Willen zur Bedrohung für seine nächsten Angehörigen geworden ist und in der Anonymität der Großstadt untertauchen muss.


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Bewertung 6,5 von 10