25. Juni 2007

Der Preis des Wassers in Finistére - Bodil Malmsten

Das Hauptthema in diesem Buch ist eine Schreibblockade der Protagonistin, einer Schriftstellerin, die aus Schweden verschwindet und an der Antlantikküste Frankreichs, im Ort Finistère ihr Traumhäuschen findet. Dort beschreibt sie in welchem Glück sie nun leben darf und wie sie ihre Zeit in ihrem Garten verbringt. Im Verlauf des Romans findet, in erster Linie, eine Aufzählung der vielen Pflanzenarten ihres Gartens statt. So lernt man, Lorbeerbäume, Zypressen, die Magnolie, Maiglöckchen, Dichternarzissen, Kresse, Esche, Iris, Nelken und ihre monumentalen Tulpen „tulpina sprengeri“ kennen. Und für den Gartenfreund gibt’s noch die richtige Pflege dazu. In diese, für den Nichtgartenfreund, zu genau beschriebenen Vorgänge, wirft die Schriftstellerin immer wieder soziale, politische, rassistische, menschliche Themen ein, die aber nur kurz angeschnitten werden. Einen kurzen, interessanten Einblick über Schweden, gibt es dann doch zu lesen, an dem sie aber kein gutes Haar lässt.
Wenn man gerne Pflanzen umtopft, weiterzüchtet, sich auch in seinem Blumenmeer am wohlsten fühlt, dem könnte dieser Roman sogar gefallen.

Eine Amazon-Rezension: Gerne würde ich potentiellen Lesern des Buches mitteilen, dass es Zeitverschwendung sei, dies Buch zu lesen. Aber jemanden daran zu hindern, seine Zeit zu verschwenden, hieße ihn am Leben zu hindern - und wer wollte das schon.

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Bewertung: 2 von 10

22. Juni 2007

Die Tochter des Schmieds - Selim Özdogan

Ein Türke, eine türkische Frau, diese Worte sind meist schon negativ, für uns, besetzt. Es sind Menschen aus einem anderen Land, sie sind anders, macht man sich aber auch mal Gedanken darüber warum das so ist ? Sie werden von uns schon verurteilt, ohne sie kennen zu lernen, zu verstehen, zu akzeptieren. Wer von uns nimmt sich Zeit dafür zu hinterfragen was in der Türkei passiert, wie das durchschnittliche alltägliche Leben dort abläuft. Was es heißt als Antwort immer zu sagen, „Herr dein Wille geschehe, und der liebe Gott beschützt uns, und danach geht es uns gut im Paradies“ ! Alles hinnehmen, dulden, ertragen und noch dankbar sein.

Es ist eine wunderschön erzählte Lebensgeschichte von Gül, der Tochter des Schmieds – die alles duldet. Nie ein „Danke“ hören, weil es normal ist, alles zu tun das man aufgetragen bekommt, obwohl der Vater sie über alles liebt, seine Gül. Niemand achtet auf deine Tränen. Es ist schwer mit der Stiefmutter Arzu eine Nähe aufzubauen, aber Gül gibt für ihre Geschwister Melike und Sibel alles. In der Schule schafft sie den Abschluß nicht und um den Eltern nicht länger viel Mühe zu bereiten, heiratet man eben. Früher oder später heiraten alle. Sie erlernt als Lohn einen Beruf, den der Schneiderin. Diesen Job wird sie dann auch in stundenlanger Arbeit in Deutschland verrichten.

„Jeder geht jetzt nach Deutschland, sag Gül.
Ja, es ist ein gutes Land, es ist sauber, und man kann dort Geld verdienen. Die reiten nicht mehr auf dem Rücken von Eseln, das sind zivilisierte Menschen. Und unsere Freunde aus alten Zeiten.“

Das Buch ist sehr berührend. Man kann sich nun auch eine kleine Vorstellung machen, auf welchem Wissen, und unter welchen Lebensumständen dieses Volk erst ein, für uns selbstverständliches, mordernes Leben aufbauen muss.


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Bewertung 7 von 10

12. Juni 2007

Don Juan - Peter Handke

Diese Art zu Schreiben, verträumt, sensibel, märchenhaft, ist wunderschöne Kunst. Doch entweder findet man diese Kunst schön und fühlt sich wohl dabei, oder man nimmt längere Zeit kein zweites Buch dieser Art in die Hand.

Don Juan erzählt von sehr innigen Liebeserlebnissen aus seiner Vergangenheit, während er einen einwöchigen Aufenthaltes im Garten einer Klosteranlage verbringt . Der Frauenheld, der es schafft, jeder Frau das Gefühl zu geben etwas ganz besonders zu sein, egal ob aus Damaskus oder dem Kaukasusflußland, Holland oder Nordafrika. Ungewollt setzt er in den Frauen das Begehren gerettet zu werden frei, wovor ist den Frauen zunächst selbst unklar. Doch um bei all diesen Abenteuern nie ein Ehebrecher oder gar Mörder zu werden, gibt es als letzten Ausweg immer wieder nur die Flucht. Aber ist es die Angst vor Verantwortung, dem Freiheitsentzug, oder eine unverbindliche Art von Würde und Achtung der Frau gegenüber, die Don Juan immer wieder zum Weiterziehen zwingt ?
Peter Handke ist ein Könner der Sprache und man entdeckt hier auf jeden Fall ein besonderes Lesen, rührend Anders.


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Bewertung: 6,5 von 10