11. Juli 2008

Frida - Slavenka Drakulic

Slavenka Drakulic zeigt uns Frida Khalo in einem ganz anderen Bild und das ist wieder unbeschreiblich berührend. Nein, schmerzhaft ist es wie man miterleben kann, was Leid bedeutet.

„Wie ich Selbstmörder verachtet habe. Ich war wütend auf sie. Weil sie jung war. Weil sie schön war. Weil sie gesund war und weil sie all das aus dem Fenster warf. Mir wurde übel von dem Gedanken, dass sie das Leben verachtet, ihm entsagt hatte. Hätte sie nur einmal, ein einziges Mal den Schmerz gespürt, den ich täglich spürte – dachte ich beim Malen -, oder hätte sie nur eine Woche in einem Gipspanzer liegen müssen, unbeweglich, hätte sie sich nicht zum Sprung entschlossen. Sie hätte sich über jeden Augenblick gefreut, den sie ohne Schmerzen, frei vom Panzer verbracht hätte. Immer glaubte ich, Selbstmord sei der leichteste Ausweg und daher ein feiger Akt. Und Feiglinge konnte ich nicht ertragen. Jeder Mensch findet mindestens einen Grund, sich das Leben zu nehmen. Und es ist nicht leicht, dieser Leere gegenüber zu stehen. Aber noch schwerer ist es, in einer Gemeinschaft mit dem Dämon des Schmerzes zu leben. Jeder ist verpflichtet, das Beste aus dem zu machen, was ihm auferlegt wurde, weil der Sinn gerade das Leben selbst ist. Existieren, trotz allem. Fühlen, schauen, teilnehmen. Sich freuen. Uns ist keine andere Chance, kein anderes Leben gegeben“.

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