8. Dezember 2008

Kinder der Hoffnung - Marc Levy

Es tut weh eine solche Geschichte zu lesen.
Es erzählt von Jungen und Mädchen, die in der französischen Résistance kämpfen, ihr Leben riskieren, gefoltert werden, überleben oder sterben.
Jeannot und Claude, Brüder, sie durchlaufen solch eine Gewalt, indem sie sich am 21. März 1943 einer Widerstandsgruppe anschließen. Auch Sie kämpfen für die Freiheit und Hoffnung.
Marc Levy erzählt diese Geschichte sehr ergreifend und spannend.
„Papa und Maman wissen nicht, dass man ihnen bald eine Nummer auf den Arm tätowieren wird, Maman ahnt nicht, dass man sie auf einem Bahnsteig von dem Mann trennen wird, den sie fast mehr liebt als uns. Und ich weis nicht, dass ich in zehn Jahren am Denkmal von Auschwitz in einem etwa fünf Meter hohen Berg von Brillen das Gestell wieder erkennen werde, das mein Vater, als ich ihn zum letzten Mal im Café des Tourneurs gesehen hatte, in die Brusttasche seiner Jacke steckte.
Meine sieben Freunde – Jacques, Boris, Rosine, Ernest, Francois, Marius, Enzo – wissen nicht, dass sie sterben und dabei „Vive la France“ rufen werden – fast alle mit einem ausländischen Akzent“.

Man glaubt endlich genug davon gehört zu haben, vom 2. Weltkrieg. Doch auch dieses Buch bestätigt wieder, dass es wichtig ist diesen Krieg weiter zu hinterfragen, darüber zu lesen und zu sprechen.

„Und dennoch entdecke ich, als ich ihn hier an diesem schrecklichen Ort, eingeschlossen in seine Verzweiflung, beobachte, eines der schönsten Dinge auf der Welt:
Ein Mensch kann sich damit abfinden, sein Leben zu verlieren, nicht aber mit der Abwesenheit derer, die er liebt“.


_________________
Bewertung: 7 von 10

2. Dezember 2008

Feuchtgebiete - Charlotte Roche

(eine Rezension von meinem Freund M., die man nicht besser hätte ausdrücken können, danke)
Ein Buch übers Alleine sein, ein Buch über Familie, ein Buch übers Leben.
Eins vorweg, ich habe keine einzige Rezension oder Buchbesprechung zu diesem Buch gelesen, um es unvoreingenommen selbst zu „erfahren“.
Hinter der oftmals sehr plakativen Sprache, erzählt Helen aus dem Leben einer x-beliebigen 18 Jährigen, die angibt nur zwei Hobbys zu haben:
Sammlung von Avocadokernen und Ficken. Ihr Körper ist alles was in Ihrem Leben wirklich real ist, alles worüber sie wirklich selbst entscheiden und wahrhaftig empfinden kann.

Eltern die sich scheiden lassen, Familie als Spiegel der Realität in der nur der Schein zählt.
Keine Rücksicht auf die Schwächeren - die Sprachlosen.
Sprachlosigkeit als Schutzschild für das unaussprechliche. Die Sprachlosigkeit in Bezug auf Sexualität, den eigenen Körper, das Verlangen nach Liebe und nach einer glücklichen Familie. All das wird von Helen schonungslos ausgesprochen, und über das „darüber sprechen“, zum Leben erweckt und damit lebendig.
Ein sehr mutiges Buch, das zwischen den Zeilen spricht und deswegen von vielen wohl nur ob des gelesenen beurteilt werden wird.

________________
Bewertung 8 von 10

19. November 2008

Die Kuh, die weinte - Ajahn Brahm

Ein wunderbares Geschenk war es, dass mir mein Freund, mit diesem Buch gemacht hat. Und ich möchte es Euch weiter schenken! Es wäre schön, wenn ich auch Euch damit eine Freude machen könnte. Ajahn Brahm erzählt hier Geschichten, die Dich zum Nachdenken bringen, die Dir zeigen, wieviel schönes das Leben für uns bereit hält. Nur damit umzugehen, dass müssen wir noch lernen. Ruhe und Zufriedenheit wird Euch hier beim Lesen geschenkt.
Danke M.


__________________
Bewertung 10 von 10

18. Oktober 2008

Der Außenseiter - Sadie Jones

Dieses Buch hat eine Sogwirkung.
In seinem zehnten Lebensjahr veränderte sich alles für Lewis.
Es war ein wunderschöner Tag, er und seine liebste Mutter, eine rastlose, liebevolle, hübsche Frau, die wiederum Lewis von ganzem Herzen liebte, verbrachten in guter Laune die Zeit bei einem Picknick. Es war heiß und Lewis sprang und tauchte gerne im Wasser herum. Und dann stieg auch seine Mutter zu Lewis ins Wasser. Das war der letzte Tag an dem Lewis die Sonnenstrahlen noch unbeschwert genießen konnte.

Lewis Suche nach Geborgenheit, Nähe und Liebe kann in seinem folgenden Leben mit Stiefmutter, und nur nach gesellschaftlichem Ansehen strebendem Vater, nicht gestillt werden.
Es folgt ein Kampf gegen das Leben, die Gesellschaft, und dem sich selbst zerstörendem Trieb, dem er verfällt. Aus einem mit Liebe und Wärme genährtem Kind entwickelt sich ein unkontrollierbarer, der Gewalt nicht abgeneigter, Mensch. Sein ganzer Kummer mündet in unglücklichen Situationen, Katastrophen.

Ein berührender, beeindruckender Roman. Sehr lesenswert!!

_________________
Bewertung: 9 von 10

5. Oktober 2008

Medicine River - Thomas King

So sympathisch die Hauptfigur, Will, in diesem Roman auch ist, konnte mich dessen Geschichte nicht wirklich erwärmen.
Aus Interesse, etwas über das Leben in einer Kleinstadt, nahe einem Blackfoot-Reservat im westen Kanadas, zu erfahren, habe ich mir die englische Ausgabe dieses Buches, nach Hause gelegt. Was ich sehr gut an dem Roman fand war, dass der Autor aus dem alten Klischee von Wild-West-Action und Indianerhäuptling mit Feder im Haar, die heutige Realität deutlich darstellt.
Wie in jeder Gemeinde von uns, so gibt es auch bei den Indianern Klatsch und Tratsch, Intrigen, freundliche und liebenswerte Menschen, das täglich Leben.

My mother had a favourite expression for all those times in life when things didn´t make sense or couldn´t be explained. “That´s the way things are,” she´d say. It wasn´t an answer. It was more way of managing the bad times.

_________________
Bewertung: 5 von 10

28. September 2008

Idylle mit ertrinkendem Hund – Michael Köhlmeier

Dieses Buch ist beeindruckend.
Es ist ein persönliches Drama, das der Autor hier verarbeitet. Den Tod seiner Tochter Paula, die bei einem Spaziergang ums Leben kam.
Das Büchlein ist von Beginn an irgendwie geheimnisvoll. Der sonderbare Lektor, der für ein paar Tage zur Arbeit im Hause des Ich-Erzählers und dessen Frau vorbeikommt. Spaziergänge und die ungewöhnliche Begegnung mit einem Hund.
Wie ist es möglich den Verlust eines geliebten Mensch und den Schmerz dazu, im Alltag mit zu tragen, damit weiter zu leben. Michael Köhlmeier, der als Ich-Erzähler zu erkennen ist, schafft eine unglaubliche Nähe und Vertrautheit zu seiner ganz persönlichen Gefühls- und Gedankenwelt.
"Ich will, dass sie bei mir ist. Und ich habe die Hoffnung, dass sie näher bei mir ist, wenn ich über sie schreibe."
Ein Buch, das seine volle Entfaltung beim Lesen "zwischen den Zeilen" erfährt.
Ein stilles, leises Buch.

_________________
Bewertung: 10 von 10

7. September 2008

Die Attentäterin - Yasmina Khadra

Was soll man dazu sagen, Yasmina Khadra kann es einfach. Die Erzählkunst macht einfach jedes der Bücher zu einem reichhaltigen, lernreichen Erlebnis.
Der gegenseitige Hass, der sich in Israel und Palästina abspielt, hat nichts mehr mit Gottes Heiligem Land zu tun, es ist ein Feld des Schreckens und des Jammers.

Auch Amin Jaafari, ein Arzt in Tel Aviv wird überraschend mit dem Thema „Selbstmordattentat“ konfrontiert.
In einem nahe liegenden Lokal, sprengt sich ein Attentäter in mitten von Kindern in die Luft.
Zum Glück ist Sihem, Jaafaris Frau, zu diesem Zeitpunkt, für ein paar Tage bei ihrer Mutter auf Besuch, und musste diesen Vorfall nicht miterleben.
Amin Jaafari, hat sich nach Jahren als Araber Anerkennung und Respekt als Arzt erarbeitet, doch in Sekunden kann eine heile Welt in sich zusammenbrechen, und genau das passiert in dieser, für die heutige Zeit, aktuellen Tragödie.

Yasmina Khadra greift das Thema Selbstmordattentäter auf, gibt uns Ansätze, wie jemand zu so einer Tat fähig sein kann, warum sich Leute fanatisch in diese Richtung bewegen. Für unsere Welt nicht erklärbar, nicht verständlich, es lässt sich mit nichts rechtfertigen.


_________________
Bewertung: 7 von 10

17. August 2008

Shooting Star - Peter Temple

Der letzte Roman von Peter Temple „Kalter August“ war für mich ein Glücksgriff.
Sodann sollte ich doch den nächsten, aktuellen Roman „Shooting Star“ nicht versäumen.
Auch die knappen Dialoge und der schwarze Humor sind wieder ganz zum Genießen.

Bei einer Kindesentführung wird der Ex-Polizist Frank Caldon vom Carson Familien-Clan gebeten den Job als Vermittler zu den Entführern zu übernehmen. Ohne Einschaltung der Polizei. Mit Widerwillen nimmt Caldon das Angebot an. Mit seinem ehemaligen Militärkollegen Orlovsky, erlebt man ein Ermittlerduo, das sich gegenseitig grandios ergänzt, keiner drängt sich dem Anderen auf, jeder macht seinen Job.
Peter Temple findet eine tolle Sprache um die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten und sein Ideenreichtum um die Entführer ausfindig zu machen ist eine eigene beeindruckende Geschichte.

_________________
Bewertung: 6 von 10

1. August 2008

Schachnovelle - Stefan Zweig

Wer sich für anspruchsvolle Literatur interessiert, soll diese 110 Seiten inhalieren.
Schauplatz ist ein Passagierschiff, auf dem ein arrangiertes Schachspiel, zwischen dem Schachweltmeister Mirko Czentovic und dem mysteriösen Mr. B., gespielt wird. Mr. B, der aus einem Exil kommt, ist auch der Protagonist in dieser Geschichte. Und wenn man dann weis, dass auch Stefan Zweig im Exil gelebt hat, kann man erkennen, wie er sein Leben in diesem Werk spiegelt.

Das Buch hat, für mich, wieder einen erschreckenden Eindruck, über die inhumanen Vorgehensweisen, seelischen Grausamkeiten der NS-Zeit, hinterlassen.

_________________
Bewertung: 7 von 10

30. Juli 2008

Rot und Schwarz - Stendhal

Stendhal (Henri Beyle) schrieb hier einen französischen Klassiker und schildert darin den sozialen Aufstieg eines Zimmermanssohn, Julian Sorel im Jahre 1830. In einer Gesellschaft, die auf Oberflächlichkeiten aufbaut, legt Julian, hübsch, intelligent und von Ehrgeiz besessen, eine steile Karriere hin, obwohl es für Menschen von niedriger Herkunft keine Chance auf Glück, zu dieser Zeit, gab.
Als Lateinlehrer für die Kinder des Bürgermeisters, dann im Priesterseminar, bis in den Palast eines Marquis in Paris, dient er sich hoch. Unterstützt wird er noch durch seine Heuchelei und Verstellung die er perfekt beherrscht. Doch auch hier kommt es nach dem Aufstieg zum dramatischen Fall.
Durch seine komplizierte Liebe zu zwei sehr unterschiedlichen Frauen kommt die Romantik in Stendhals Roman nicht zu kurz.
Besonders interessant fand ich die ständige Kritik an der Gesellschaft und der Religion im frühen 19. Jahrhundert.
„Julian war erstaunt. Der Begriff Religion war in seinem Geist unzertrennlich mit Heuchelei und Hoffnung auf Geldgewinn verbunden“.

Die Handlung knüpft an wirkliche Vorkommnisse an und in seiner Gesamtheit ist der Roman ein interessantes Zeitbild des 19. Jahrhunderts. (Meine gelesene Ausgabe war aus dem Jahre 1956)

_________________
Bewertung: 7 von 10

11. Juli 2008

Frida - Slavenka Drakulic

Slavenka Drakulic zeigt uns Frida Khalo in einem ganz anderen Bild und das ist wieder unbeschreiblich berührend. Nein, schmerzhaft ist es wie man miterleben kann, was Leid bedeutet.

„Wie ich Selbstmörder verachtet habe. Ich war wütend auf sie. Weil sie jung war. Weil sie schön war. Weil sie gesund war und weil sie all das aus dem Fenster warf. Mir wurde übel von dem Gedanken, dass sie das Leben verachtet, ihm entsagt hatte. Hätte sie nur einmal, ein einziges Mal den Schmerz gespürt, den ich täglich spürte – dachte ich beim Malen -, oder hätte sie nur eine Woche in einem Gipspanzer liegen müssen, unbeweglich, hätte sie sich nicht zum Sprung entschlossen. Sie hätte sich über jeden Augenblick gefreut, den sie ohne Schmerzen, frei vom Panzer verbracht hätte. Immer glaubte ich, Selbstmord sei der leichteste Ausweg und daher ein feiger Akt. Und Feiglinge konnte ich nicht ertragen. Jeder Mensch findet mindestens einen Grund, sich das Leben zu nehmen. Und es ist nicht leicht, dieser Leere gegenüber zu stehen. Aber noch schwerer ist es, in einer Gemeinschaft mit dem Dämon des Schmerzes zu leben. Jeder ist verpflichtet, das Beste aus dem zu machen, was ihm auferlegt wurde, weil der Sinn gerade das Leben selbst ist. Existieren, trotz allem. Fühlen, schauen, teilnehmen. Sich freuen. Uns ist keine andere Chance, kein anderes Leben gegeben“.

________________
Bewertung 6 von 10

22. Juni 2008

der metzger sieht rot - Thomas Raab

Nach Thomas Raabs erstem gut gelungenem Kriminalroman „der metzger muss nachsitzen“, waren meine Erwartungen sehr hoch und das neu erschienene Buch sollte nicht lange in meinem Bücherregal fehlen. Leider konnte mich „Metzger“ in seinem neuen Abenteuer nicht mehr begeistern.


Danjela Djurkovic, die Metzgers Herz gewonnen hat, wird vor einem Fußballstadion zusammengeschlagen und schwer verletzt. Hier beginnt nun der Willibald Metzger wieder selbst zu ermitteln.

Wenn die Handlung auch nicht wirklich fesseln kann, dann ist es vielleicht doch der sympathische Zufallsermittler, wegen dem man gerne weiter liest.

__________________
Bewertung 5 von 10

1. Juni 2008

Drachenläufer - Khaled Hosseini

Gläubige haben Angst, dass sie nach dem Tod in die Hölle kommen. Aber dass das Leben hier und jetzt die Hölle sein kann, das sollte sich jeder einmal bewusst machen.
Es ist erschreckend was sich auf dieser Welt noch an Leid zuträgt. Wie Menschen unterdrückt, gedemütigt, gefoltert und misshandelt werden. Ihrer Freiheit einfach beraubt!
In diesem Buch, wird uns ein Ausschnitt aus der Hölle gezeigt. Dieser Ausschnitt heißt Afghanistan. Man findet eine berührende Geschichte über eine Freundschaft zwischen Amir und Hassen, die Amir aber auf schreckliche Weise verrät. Nach Jahren will Amir nun diesen Fehler wieder gut machen, doch kann die Zeit alle Wunden heilen?
Der Autor gewährt einen realistischen und grauenhaften Einblick in die Geschichte und den Alltag des Landes. Russische Panzer und Taliban-Kämpfer machen die Hölle perfekt.


_________________
Bewertung: 7 von 10

9. Mai 2008

Die Kathedrale des Meeres - Ildefonso Falcones

Dieser historische Roman, der auf dem Weg zum Weltbestseller ist, ist eines der schönsten und traurigsten Bücher, das ich bis jetzt gelesen habe. Man hat nicht ständig das Gefühl, dass uns der Autor zu den Tränen zwingen will. Die Kathedrale des Meeres, ist ein einfach gestricktes Buch. Es spielt im Mittelalter, wo ein mittelloser Vater, Bernat Estanyol, mit seinem Baby, Arnau, vor einem brutalen Lehnsherren nach Barcelona flüchtet; und dieses Baby, dessen unbeschreiblich unfaires, schweres Leben, verfolgen wir in jener Zeit, in der die gotische Kathedrale Santa Maria del Mar vom Volk, in Rekordzeit, gebaut wird, also über 55 Jahre.
Die brutalen Gesetze des mittelalterlichen Kataloniens, schon die allein sind es, die traurig machen. Was der Glaube, die Kirche, den Menschen damals angetan hat, unverzeihlich.
652 Seiten, die so sehr berühren und es einen nach der letzten Seite traurig macht, dass Ildefonso Falcones die Feder schon zur Seite gelegt hat.


__________________
Bewertung: 10 von 10

13. April 2008

Grimus - Salman Rushdie

Salman Rushdie ist wahrhaft ein Geschichtenerzähler, mit unermesslichem Wissen aus Kultur, Mythen und Sagen, Philosophie und Religion, und legt uns damit ein sprachgewaltiges Werk, mit „Grimus“ vor.

Der Held des Romans heißt Flapping Eagle, ein hellhäutiger, unsterblicher Indianer, der seine Schwester liebt, und sich dann auf der Suche nach ihr, auf einer sagenhaften Insel wieder findet. Er wird auf der Insel, durch eine mythologische Landschaft mit geistreichen, faszinierenden Gestalten, von einem Menschen namens Virgil Jones geführt. Geplagt dabei, von Visionen und alternativen Realitäten durch vermischende Dimensionen, gegen den Wahnsinn, ankämpfend.

Die Sprache ist so vielfältig und geballt, sie kommt fast ohne eine Handlung aus.
Man muss sich beim Lesen von diesem Buch einfach fallen lassen und diese Sprache genießen, und nicht zu sehr auf eine bestimmte Handlung warten.
Ein verrücktes Buch, das einen mit Ohren sausen versetzt.

__________________
Bewertung: 6,5 von 10

5. April 2008

Doppelblick - Daniel Käfer

Und wieder ist es ein Genuss, den vierten Daniel Käfer-Roman lesen zu dürfen.
Wie ihn sein Weg diesmal mit dem nostalgisch verklärten Glanz des ehemaligen Kaiserstädtchens Bad Ischl verbindet. Dort ist er diesmal auf der Suche nach einem Haus, das als Seminarzentrum für sein Hamburger Medienunternehmen genutzt werden soll. Gerne wird er wieder vom Eustach Schiller, dem Immobilienhändler unterstützt und lernt dabei einen angenehmen Menschen näher kenne.
Wie immer hat er sein Platzerl während der Suche, bei Maria Schlömmer im Bauerhaus, also bei den Ausseern eingenommen. Auch dort gibt es eine kleine Überraschung, als er den momentanen Aufenthaltsort vom Hubert, dem Mann der Maria, erfährt.
Und Sabine Kremser, die bewundernswerte Gefährtin vom Daniel, auch sie kommt wieder auf einen Kurzbesuch im Ausseerland vorbei. Und auch hier gibt es einige Überraschungen, nach 14 Jahren Beziehung, an welche Daniel Käfer nie einen Gedanken verschwendet hätte.
Doch das ist nicht genug, denn dann, dann kommt noch der Doppelblick, der Daniel Käfer vom ersten Moment weg, verzaubert.

Alfred Komarek zeigt uns in diesem Buch wieder einen neuen Lebensabschnitt unseres Daniel Käfer, dem liebenswerten Schurken. Und alles liest sich wieder in einer solch angenehmen Ruhe. Und die wundervollen Bilder die man mit nimmt, wenn man das Buch wieder schließt.

_________________
Bewertung: 6 von 10

29. März 2008

Schmetterling und Taucherglocke - Jean-Dominique Bauby

Der Autor dieser Autobiographie, Vater zweier Kinder, war Chefredakteur der Zeitschrift "Elle", als ihn ein Gehirnschlag all seiner bisherigen Lebensmöglichkeiten beraubte. Er blieb, 43 Jahre alt, vollständig gelähmt.Jean-Dominique Bauby hat das „Locked-in-Syndrom" und kann seither nur noch mit dem linken Augen blinzeln. Und mit einem System zu blinzeln, macht er es möglich seine Erfahrungen zu diktieren.
Ich habe den Film nicht gesehen, der anscheinend sehr gut sein soll.
Das Buch konnte mich nicht begeistern. Trotz eines solchen Schicksalsschlages, ist dieses Buch in keiner Weise interessant oder nur irgendwie tiefgründig zu lesen. Ein trauriges Lebensschicksal, aber es gibt sicherlich bessere Bücher darüber.

_________________
Bewertung: 3 von 10



21. März 2008

Die italienischen Schuhe - Henning Mankell

Fredrik Welin, ehemaliger Chirurg, hat sich nach einem Fehler bei einer Operation zurückgezogen. Auf eine Insel in den Schären, wo er nur noch dem Postboten begegnet. Hund und Katze leisten ihm noch Gesellschaft.
Da steht eines Morgens dann eine alte, schwerkranke Dame vor seinem Haus.
Von dieser Frau lässt er sich dann doch noch überreden, an einen kleinen Waldsee in Nordschweden mit zu fahren.
Es wird eine Reise in die Vergangenheit, voller unverhoffter Begegnungen.

Es werden zwar interessante Themen, Geschichten in Henning Mankell´s Roman geboten. Aber ich fand alles zu oberflächlich, und inhaltlich sehr reduziert. Der recht schöne Anfang des Buches, kann mit dem Rest leider nicht mehr mithalten.


_________________
Bewertung: 4 von 10

28. Februar 2008

Der lange Gang über die Stationen – Reinhard Kaiser-Mühlecker

Theodor ist Bauer in Oberösterreich, hat eine kleine Wirtschaft und lebt dort mit seinen Eltern. Er heiratet dann eine Frau aus Linz, und sie ist die Richtige, sagt die Mutter.
Seine Frau ist sehr fleißig und brav, sie haben sich sehr gerne.
Theodor beginnt mit dem Bau eines Schafstalles, ein Schaf läuft ja schon fröhlich herum. So, wo nehme ich nun das Geld für die Seitenwände her, und der Frau kann ich zum Geburtstag auch nichts kaufen, das Geld, es wird sonst zu knapp. Und meine Frau fährt nun immer öfters wieder mit dem Zug in die Stadt.

Wissen sie wie das früher war, wie sich der Bauer mit dem Messer noch die Zehennägel ausgeputzt hat und beim Gang in den Stall den Rotz mit den Fingern in die Wiese warf.
Die Frau mit der Mutter hinterm Herd in der Küche steht, ohne Worte, und der fleißige hungrige Bauer dann zum Essen an den Tisch sitzt, ohne Worte.


„Theodor, sagte sie, die jetzt bei mir Angekommene, und setzte sich neben mich ins Gras. „Was sitzt du da alleine auf dem Hügel herum?“
Eine Brise fuhr uns beiden durch das gewärmte Haar. Ich rutschte ein Stück nach vorne und legte mich nach hinten – ein paar Vögel im Himmel, ihre sich kreuzenden Flugbahnen – und schloss die Augen.
„Dein Leben, sagte ich langsam und musste mich nicht bemühen, nachdenklich zu wirken, wie war dein Leben vorher?“ Unter meinem Kopf das zusammengeballte Hemd, das ich ausgezogen hatte, als ich auf dem Hügel angekommen war. Das Gehen hatte mich angestrengt, mir war heiß geworden, und da hatte ich es ausgezogen. So, wie ich vorher gesessen war, lag ich nun: im weißen Unterhemd und mit dieser Frage im Kopf.
Sie legte sich zu mir, ihr Kopf auf meiner Brust, ihr warmer Atem, Sommerluft, und gab keine Antwort.

Der junge 25-jährige Schriftsteller, bekam mit seinem ersten Roman den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung überreicht.

________________
Bewertung 5,5 von 10

25. Februar 2008

Die kommende Welt - Dara Horn

Das Buch erzählt die Geschichte über ein gestohlenes Chagall-Gemälde, und eine damit verbundene russisch-jüdische Familiengeschichte.
Das Gemälde ist in einem jüdischen Museum in New York ausgestellt und wird von Benjamin Ziskind, einfach wieder „mitgenommen“, in der Annahme, dass dieses Gemälde seiner Familie zu steht. Eine Darstellung aus Traum und Wirklichkeit.

Es wird gut dargestellt, dass archaische Familiengebote auch in der kommenden Welt, das Leben jüdischer Familien bestimmt.
Basierend auf dem jüdischen Glauben und deren Kultur, findet man in diesem Roman interessante Informationen, wie z.B. der Glaube über das Leben vor und nach dem Tod gelehrt wird. Die Autorin wechselt die Zeitebenen durchgehend im laufe des Romans und verwebt die Geschichten der Protagonisten in vielfältiger Weise miteinander.
Ein Gesamtbild, findet man erst nach und nach heraus, es wird also folglich, erst zum Schluss hin interessanter, schärfer.


________________
Bewertung 5 von 10

15. Februar 2008

Kalter August - Peter Temple

Dieses Buch wird unter der Kategorie „Krimi“ eingestuft. Wenn man kein Krimileser ist, sollte man sich bitte nicht davon abschrecken lassen, dieses Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Man wird belohnt, für die Stunden mit diesem Kriminalroman.

Die Kriminalgeschichte selbst ist sehr interessant und informativ über das Leben in Australien. Korruption, politische Intrigen, Rassismus.
Und der Protagonist „Joe Cashin“- Detective Senior Sergant Joe Cashin, Cop der Melbourner Mordkommission, dieser Mann, seine Erscheinung, sie fesselt, bis zur letzten Seite.

Was ist es nun gewesen, ein Unfall oder die Ermordung von Mr. Bourgouynes in seinem Haus? Die Uhr aber, die Burlington, die fehlt an der Hand des Toten. Und welcher Schluß wird daraus gezogen, eben der einfachste. Es werden Aborigines gewesen sein, keine Arbeit, immer mit Alkohol und Drogen in Verbindung und Geld brauchten sie. Bald findet man einen Weg zu ihnen. Doch einer der verdächtigen Jungs ist ein Neffe eines Politikers. Vorsichtig, nicht zu weit nachforschen! Doch Vorsicht ist in diesem Fall zu wenig, während der Ermittlungen wird Detective Cashin, beurlaubt! Wie weit kann er sich jetzt noch vor wagen.

Peter Temple hat durch den introvertierten Detective und dessen Privatgeschichte die man so intensiv miterleben kann, wirklich etwas wundervolles und doch schreckliches für uns niedergeschrieben. Der Roman ist einfach fesselnd und durchgehend spannend.
Die Sprache oft rotzig aber immer mit Kraft und Biss, nirgends ein Gramm Wortfett.


_________________
Bewertung: 9 von 10

17. Jänner 2008

Die Lämmer des Herrn - Yasmina Khadra

Als ich das Buch fertig gelesen hatte, war mein erster Gedanke „bin ich froh, dass ich in einem Land geboren wurde, in dem man sein Leben, leben DARF“.
Es ist das dritte Buch, dass ich vom algerischen Autor Mohammed Moulessehoul (Yasmina Khadra-Pseudonym) gelesen habe. Und wieder öffnet er einem die Augen wie schrecklich, grausam, radikal, der Islamismus in Algerien gelebt wird.
In dieser Geschichte wird einem genau der Zerfall eines Dorfes, und der dort geborenen Menschen, Freunde, Familien geschildert. Die Verwandlung eines ruhigen Dorfes in eine Festung und wie sich die Religion in ein Trojanisches Pferd verwandelt.
Den Beginn und das Ende der Freundschaft von Allal dem Polizisten, Kada dem Lehrer und dem arbeitslosen Jafer.
Yasmina Khadra schreibt, wie in jedem Buch spannend, herzzerreißend und gleichzeitig großartige Literatur.

________________
Bewertung 8 von 10


8. Jänner 2008

Der schwarze Regen – Flavio Soriga

Ein Buch mit einer großen Erzählkraft, intensiv und sehr ergreifend geschrieben, und so schön zu lesen. Ein junger Schriftsteller, den ich gerne weiter empfehlen möchte!

Sardinien, das Land das in der Vergangenheit verharrt! Dort liegt auch das Dorf Nuraió mit dem Carabiniere Maresciallo Crissanti, der in diesem Dorf ohne den Drang nach Fortschritt, nach Veränderung, ein Verbrechen aus Leidenschaft, aufzuklären hat. Zuerst scheint es ganz eindeutig zu sein, dass es der Ehemann Efisio Marras war. Er hat es doch allen in der Wirtsstube gesagt, dass er Sie umbringen wird. Alle dort waren Zeugen!
Keiner im Dorf hat Interesse daran, dass es vielleicht ein anderer gewesen sein könnte, einer Ihrer Liebhaber vielleicht. Nein, bloß keine Nachforschungen, kein Carabiniere Maresciallo Crissanti, der diesen Fall klären soll. Im Dorf soll alles so bleiben, wie bisher, traurige, gierige, frustrierte Männer, die dick gewordene oder geradezu fette Frauen unterdrücken. Landsleute, Bauern die von Europa und von Unserer Lieben Mama der Region bezahlt werden.

Es war ein kurzes, sehr intensives eintauchen in das Leben auf Sardinien. Ich bin noch immer sehr beeindruckt davon, danke Flavio Soriga.



________________
Bewertung 9 von 10