29. März 2014

Das größere Wunder - Thomas Glavinic

Eine besonders passende Beschreibung zu diesem Buch ist:  ...ein Buch mit einer leidenschaftlichen Energie...
Glavinic beschreibt eine Expedition zum Mount Everest, und das total interessant und fesselnd. Der Protagonist Jonas lässt bei der Besteigung, immer durch Erzählungen, sein bisheriges Leben Revü passieren, denkt über alles nach, Sinnfragen, wie es eben jeder von uns mal macht. Sehr schön zu lesen, nur mit dem Ende konnte ich mich nicht anfreunden, da hatte ich zu große Erwartungen!




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Bewertung 7 von 10


8. März 2014

Vindings Spiel - Ketil Bjornstad

"Wenn Musik und Literatur zusammen kommen, dann ist das ein wirklich großes Erlebnis!"
Diese Worte stammen nicht von mir, aber sie sind zu diesem Roman genau passend.
Was spielt sich im Leben eines 15 Jahre alten Jungen ab, der sich ganz dem Klavierspiel verschreibt. Dessen Mutter, welche ihm  immer die Liebe zur klassischen Musik vermittelte, vor seinen Augen verunglückt. Und kein harmonischer Bezug zu Vater und Schwester besteht.
Hier hat Ketil Bjornstad einen rundherum perfekten Roman geschrieben. Spannend, einfühlsam, tragisch.
Es ist ein kleiner, aber sehr interessanter Einblick in die Welt der "klassischen Musik."

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Bewertung 8 von 10

3. März 2014

Die Fahrt - Sibylle Berg

...Wie soll man die richtigen Freunde erkennen, wenn man nicht weiß, wer man selbst ist.
Das ist das Schwerste, und viele geben auf. Richten sich ein in einer Idee ihrer selbst, und die Missverständnisse beginnen. Von Bekannten umgeben, die zu der Idee passen, die man von sich hat, die Ideen sind meist die, die man sieht im Fernsehen, die man bekommen hat von den Eltern, von den Nachbarn, von Leuten, da man glaubt, sie wüssten, wie es geht. Es geht so natürlich nicht. Vielleicht macht es böse, sich nicht zu erkennen. Macht empfänglich für religiösen Fanatismus und Wahn, für Raffgier und Geiz, vielleicht glaubt man, mit Bombenlegen und Produktekaufen, mit Therapien und Auf-kleine-Tiere-Schießen der Unzufriedenheit Herr zu werden. Falsche Ideen von sich lassen die Gier nach Macht wachsen, gebären Übergewicht und Dummheit. Klingt anstrengend und ist doch die Folge dessen, den einfachen Weg gewählt zu haben. Was die eigene Zusammensetzung bedeutet, was man wirklich will, was einen mit heiterer Gelassenheit erfüllt; herauszufinden, dass man vielleicht nichts Besonderes ist, das alles bedarf ungemeiner Anstrengungen. Es heißt, sich frei zu machen von fremden Bildern und Ideen. Bedeutet, sich jeden Tag neu zu hinterfragen. Listen zu schreiben mit ja und nein, Dafür- und Dagegen-Punkten, heißt vielleicht zu erkennen, dass man keine Freunde hat, weil man sich mit den Personen, die einen umgeben, unwohl fühlt, weil sich vielleicht die falschen Ideen von einem selbst haben. Erkenne dich selbst! Stand am Tempel von Delphi. Die Belohnung ist groß. Sie zeigt sich in Kleinigkeiten. Irgendwann fällt es einem auf, dass man völlig entspannt inmitten fremder Menschen sitzen kann, ohne sich unwohl oder beobachtet zu fühlen, dass man Veranstaltungen verlässt, wenn man sich langweilt, dass man Bücher weglegt, die einem nicht gefallen. Man muss nicht mehr in Urlaub fahren, wenn man Urlaub hasst, und wenn man es schätzt, abends um neun im Bett zu liegen, dann tut man das. Der Preis für die Mühe, sich zu hinterfragen, ist persönliche Freiheit, ist Freundschaft mit sich selbst. Kein entspannter Mensch wird einen anderen töten, wird die Energie aufbringen, sich an anderen zu bereichern. Keiner, der mit sich selbst freundschaftlich verkehrt, wird kriminelle Energie entwickeln und mit Menschen verkehren, die verspannt und verzogen sind. Er wird Freundschaft mit der Welt schließen, und das ist die Grundlage der Menschlichkeit, von der wir nun wissen, warum es sie so selten gibt, warum die Welt so langsam oder vielleicht nie zu einem besseren Ort werden wird...

...diesen Romantext, möchte ich hier für mich festhalten.
Dieser Roman kann einem vielleicht den inneren Druck nehmen, möglichst viel von der Welt sehen zu müssen. Es sind viele, zusammenhängende Erzählungen, von einzelnen Personen und von ganz unterschiedlichem Inhalt und weit entfernten Orten. Hongkong, Berlin, Shanghai...oft suchende, alternde Singles. Wie am Buchrücken zu lesen ist "Eine katastrophal brillante Komödiantin."  


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Bewertung 8 von 10

2. März 2014

Schoßgebete - Charlotte Roche

Wie "offen" steht man im Leben, und öffnet sich diesem?!?!
Ich bewundere Charlotte Roche für ihre Offenheit, wenn man bedenkt, welche Schicksalsschläge sie auf ihrem bisherigen Weg trafen. Sie verarbeitet ihre Erlebnisse, in dem sie sich öffnet, durch das Schreiben. Ich wünsche ihr sehr viel Kraft in ihrem weiteren Leben.

Pressestimmen:

Mit ›Schoßgebete‹ hat Charlotte Roche einen erstaunlich konservativen Sex-Roman geschrieben.(…) ›Feuchtgebiete‹ hatte etwas Pubertäres, Schoßgebete ist ein erwachsenes Buch, das der klassischen Tragödiendefintition gerecht wird.

Doch es gibt in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur keinen Autor, der so anschaulich und letztlich liebevoll über Sex schreiben kann.




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Bewertung 10 von 10

Verlassen - Tahar Ben Jelloun

Marokko - Das war für mich Neuland. Und nach diesem Buch ein, erschreckendes, trostloses, keine Zukunft bietendes Land...
Tahar Ben Jelloun, ist ein großartiges Buch gelungen, die gesellschaftspolitische Situation in Marokko und wie die Jugend mit ihrer Zukunftssituation umgeht, das wird in einer fesselnden Erzählkunst hier weitergegeben.
Er erzählt in diesem Roman über das Schicksal von Azel, der das Jurastudium abgeschlossen hat und keine Zukunftsperspektiven im Land hat. Nur ein paar Kilometer über dem Meer sieht man die Küste Spaniens und damit Verbunden "die Hoffnung" auf ein schönes Leben. Was aber hier tragisches passieren muss, um dieses Land zu erreichen, und seine Hoffnungen leben zu können, ist unwürdig, unmenschlich, tragisch, tödlich.


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Bewertung 8 von 10

1. März 2014

Der Maler des Verborgenen - John Vermeulen

John Vermeulen erzählt wieder wunderbar. Diesmal beschreibt er das Leben von Leonardo da Vinci, den man, wenn man das Buch gelesen hat, nur als großes, vielschichtiges Genie erkennen kann. Man erfährt von Leonardo´s Kindheit, der Lehre in Florenz, seinen großen Arbeiten für die Fürsten Medici und Borgia. Er war auch kein Liebhaber der Kirche, seine Liebe galt dem Fortschritt, der Wissenschaft, dem Neuen! Großartig!
Ich bedaure es sehr, den Schriftsteller John Vermeulen nicht mehr unter uns zu haben!