19. September 2010

ROST - Philipp Mayer

Jeder hat schon schwer daran zu arbeiten, mit seinem Leben zu Recht zu kommen. Jeder kämpft mit sich selbst. Seinem Charakter, seinem Gewissen. Versucht seine Familie glücklich zu machen, ihnen so viel wie möglich zu bieten. Dazu benötigst du auch Geld. Aber du bist arbeitslos. Fast alle sind hier arbeitslos. Warum? Weil es keiner der Politiker für nötig hielt, seinen Finger zu rühren und den Leuten zu helfen. Die Stahlregion war tot. Alles war bereits rostig.

Auch Isaac und Poe zwei junge, ganz unterschiedliche, Jungs um die zwanzig, wollen weg. Nicht mehr länger herumlungern und keine Zukunft in dieser Stahlregion sehen, finden. Beide sind bereit für den Aufbruch. Es wird Zeit für ein Studium und beide haben die Möglichkeit dazu und wollen diese nutzen. – cut /Schnitt – was ist passiert. Durch die Mischung der Unterschiedlichkeit der Jungs, kommt es zu schwierigen, leichtsinnigen, nicht mehr verhinderbaren Situationen. Es kommt zu einer Tragödie. Alles was nun mit den Beteiligten passiert, ist nicht fair. Das Leben ist nicht fair.

Unglaublich traurig. So war mein Zustand nachdem ich das Buch mit der letzten Seite geschlossen habe. Traurig über die Realität unserer Zeit. Dieses Buch reißt so viele Themen auf, reißt es "in einem" auf. Und man will und kann es einfach nicht glauben, dass es doch hier und jetzt so ist. Diese Geschichte fängt den „amerikanischen Zeitgeist“ ein, wie es so schön am Cover des Buches beschrieben ist.

Dann lese ich die letzte Seite, und bin zu meiner großen Traurigkeit die mir das Buch vermittelte, nochmals traurig, denn es ist schon zu Ende…
„Ein Debüt voll existenzieller Wucht und unerwarteter Schönheit.“ „Und ein Buch über die lebensrettende Kraft der Freundschaft.“


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Bewertung 9 von 10

2. September 2010

weiter leben - Ruth Klüger

Lieber Kopfkino-Besucher, danke, dass Sie hier wieder mal „vorbeilesen“.

Das folgende Buch von Ruth Klüger gehört für mich zu einem der besten und intensivsten zu lesenden Bücher, über  „Holocaust, über KZ-Gefangenschaften“.  Es ist ihre subtile, verfeinerte Art zu schreiben, grausame Erlebnisse und Gefühle ganz behutsam und ruhig an den Leser weiterzugeben, erlebtes nach zu erzählen.

Es war nicht nur 1 Lager, welches Ruth Klüger als Jugendliche erleben musste, sie hatte das Glück (!) „weiter zu kommen“ von Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau und weiter nach Christianstadt (Gross-Rosen).  „HOFFEN WAR PFLICHT“, schreibt sie.

Sie beschreibt hier eine sehr interessante Seite ihrer Aufarbeitung des erlebten Krieges. Unendlich viele Fragen stellt sie sich, alles so unvorstellbar, wozu der Mensch fähig ist. Und wenn sie schreibt, „Mit erfrorenen roten / Händen schaufelt mein Bruder sein eigenes Grab“. Wie sie uns hassen müssen.   – es gibt solche Unmengen an Gräuel zu dieser Zeit, die man nur kopfschüttelnd annehmen muss und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand eine solche Vergangenheit bewältigen kann.

Texte:
„Eigentlich sei es ja gar nicht so abnormal, Fremde zu hassen, man hört das überall in Deutschland. Das gehe auf uralte Defensivmechanismen und steinzeitalterliche Hirnstrukturen zurück. Aufgabe einer fortschrittlichen Erziehung sei es dann, diese naiven Reaktionen abzubauen; durch aufgeklärtes Denken altes Hordendenken zu überwinden“.

„ Dass ihr Entnazifizierungsprogramm korrupt und inkompetent war, konnte auch eine 14-jährige mit bloßem Auge sehen“. Der Nazismus war das Produkt einer hohen Zivilisation, die aus ihren morschen Fugen geriet, niemand konnte wissen, wie und wann, während man primitives Verhalten, wo die Fugen noch frisch und fest sind, mit ziemlicher Sicherheit voraussagen kann. Was hier in Deutschland geschah, war zivilisiert und daher willkürlich. Willkürlich bedeutet freiwillig gewählt.




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Bewertung 8 von 10