30. Dezember 2007

Don Juan de la Mancha - Robert Menasse

Man liebt nicht, weil man sich verliebt. Man liebt, weil man in einem Zustand ist, in dem man die Lieber für sich beschließt.
Ganz anders, schön und interessant, wie Menasse Liebe beschreibt, doch ist es so richtig? Wer weis.
Im Laufe des Romans, gibt uns Nathan, der Don Juan in diesem, sehr beruhigend zu lesenden Buch, noch einige solcher Sätze, mit.
Robert Menasse will uns mit diesem Buch keine Lösungen von Suchenden Don Juans mitgeben. Wir können den Don Juan beim Suchen begleiten und werden dabei zum Nachdenken und Lachen verführt.
Nathan, ein Redakteur einer Zeitung, versucht sein Glück zu finden, das Glück in der Liebe. In einige seiner Liebschaften lässt er uns Einblick nehmen, schildert uns seine Versuche, die Leidenschaft zu finden, die er auch in seiner Ehe nicht gefunden hat?
Ganz einfach und unterhaltsam ist das Buch geschrieben.
Und am Ende, tja, was erwartet den Leser, einen Suchenden?


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Berwertung 6,5 von 10

15. Oktober 2007

Kali - Peter Handke


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Bewertung: 2 von 10

4. September 2007

Extremely Loud & Incredibly Close - Jonathan Safran Foer

Ich habe dieses berührende Buch in englischer Ausgabe gelesen. Der Buchtitel sagt genau das, was wir im Buch erleben werden.

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Bewertung: 10 von 10

19. August 2007

Der Jakubijân-Bau - Alaa al-Aswani

„Der Jakubijân-Bau“, ist ein Meisterwerk des zeitgenössischen, arabischen Romans. Es ist auch ein Buch, das man lesen sollte, um zu verstehen, was sich in den Tiefen mittelöstlicher Gesellschaften in Zeiten von al-Kaida abspielt. (Gilles Kepel, franz. Nahostwissenschaftler)

Der Jakubijân-Bau, früher ein Domizil für die Wohlhabenden, gibt nun seine Wohnungen für jede Gesellschaftsschicht frei. Es ist nun ein Haus, das nicht nur zum Spiegel der heutigen ägyptischen Gesellschaft wird, sondern gleichzeitig zu einer Art Geschichtsbuch Ägyptens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Durch die Lebensgeschichten einiger der Bewohner des Jakubijân-Bau, lässt uns der Schriftsteller vieles erfahren.
Hagg Muhammad Asâm, einem reichen Geschäftsmann, der sich vor der Unzucht durch eine frühe Eheschließung geschützt hat.
Der Frauenheld und Liebhaber Saki Bey al-Dassûki, der keine Kinder hat und keiner Religion angehört.
Makak Chilla, der sich ein Zimmer am Dach des Jakubijân-Bau ergaunert hat, ein Schneider der Handel mit Devisen, Immobilien, Grundstücken, Alkoholika und vielem mehr betreibt.
Und dann ist da auch noch Hâtim Raschîd, der seine Homosexualität nicht leugnet, aber leidet.
Auch die Schicksale von Taha Muhammad al-Shasli, einem intelligenten jungen Mann und seiner Schwester Buthaina, einer Verkäuferin, stellt der Schriftsteller sehr intensiv und berührend in Verbindung mit Politik und dem Islam dar.
Für mich war der Einblick in das Land Ägypten, die Stadt Kairo und dessen Gesellschaft, erschreckend. Die Grundeinstellungen des Islam sind Furcht erregend und unakzeptabel.


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Bewertung: 9 von 10

9. August 2007

Späte Familie - Zeruya Shalev

Ich dachte, 580 Seiten, da wird es wieder viele Nebengeschichten und unnötig ausgebaute Szenen geben, aber falsch gedacht! Die Geschichte über Ella, einer Ehefrau Mitte Dreißig, deren Eheleben sie nicht glücklich macht, sogar Depressionen hervorruft und sich für einen Neubeginn mit ihrem Sohn Gili entscheidet, ist schön zu lesen. Das tolle an diesem Roman ist, dass Zeruya Shalev das Leben und, die damit verbundenen Wege und Entscheidungen der Protagonistin, ganz real darstellt. Aber nicht nur von Ella wird erzählt, wie schwer ihr alles fällt, auch wie es dem Sohn ergeht und, welche Fragen sich der zurückgewiesene Mann Amnon stellt und wie er mit der Situation umgeht.
Alles ändert sich nach einer Trennung, doch viele dieser kommenden Veränderungen sieht man vorher nicht und dann kommen Zweifel auf, hinzu auch noch Vorwürfe wie; „man verlässt keinen Mann wegen romantischer Träume“.

…und von Minute zu Minute wird mir klarer, dass von mir nur eines verlangt wird, das Schwerste und zugleich auch das Leichteste, das Erhabenste und das Wertloseste, das Vernünftigste und das Gemeinste, von mir wird verlangt, dass ich aufgebe, weil es um die Rettung eines Lebens geht, denn die Katastrophe bewahrheitet sich, und das Glück ist zweifelhaft… (Ella)


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Bewertung: 7 von 10

5. August 2007

Die Valis-Trilogie Philip K. Dick

VALIS (Akronym für Voluminöses Aktives Lebendes Intelligenz-System)

Wer ist der Schöpfer des Universums, wer die Gottheit und wer Gott. Wer waren Siddhartha, Buddha, Brahama, Christus oder St. Sophia. Waren sie schon alle Gott in Mensch gewordener Form ?
„Valis“ ist ein sehr interessanter, auf theologisches Wissen und Daten aufgebauter, Roman. Man bekommt so viele Ideen beim Lesen zugeworfen, herausfordernd, aber auch verwirrend.
Philip K. Dick lässt uns auch in ein Raum-Zeit-Labyrinth eintauchen, in Kollektiverinnerungen Einblick nehmen, und sogar durch „Parsifal“ von Richard Wagner werden uns Ideen weitergegeben.

Diese interessanten Einblicke lässt uns Philip K. Dick durch das Leben des Protagonisten Horselover Fat machen. Der psychotische Protagonist, getrennt von seiner Frau Beth und seinem Sohn Christopher, macht sich in diesem Werk nun mit seinen Freunden, auf eine Sinnsuche.


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Bewertung: 6 von 10

12. Juli 2007

der metzger muss nachsitzen

Dieses Buch des österreichischen Schriftstellers Thomas Raab (geb. 1970 in Wien, Studium der Mathematik und Sportwissenschaften) ist ein Kriminalroman, aber nicht nur das, dieser Roman ist viel mehr. Es ist das Leben, das dort beginnt, wo all die Liebesfilme aufhören. Und über dieses Leben schreibt Thomas Raab.
Er erzählt in diesem Roman von Willibald Adrian Metzger, einem gemütlichen, sympathischen Einzelgänger. Ein Restaurator, der eines Tages beim Nachhauseweg von seiner Werkstatt, über die Leiche eines ehemaligen Schulkollegen stolpert. Über den Dobermann, einer der damaligen Schulkollegen, die den Metzger immer schikaniert haben. Doch als Inspektor Pospischill, auch ein ehemaliger Schulkollege vom Metzger, und er zum Unfallort zurückkommen, ist der Dobermann nicht mehr da. Willibald, den jeden Tag in seiner Werkstatt eine Flasche Rotwein begleitet, wird dadurch nicht Glaubwürdiger was dieses Leichenfundes betrifft. Das er nun selber als unfreiwilliger Ermittler tätig wird, ist nicht nur seine Neugier, und das Wissen, dass der Dobermann wirklich, mit einem spitzen Holzstück im Auge, dort gelegen hat. Nein, es beginnt ein zusammenhängender Faden von Ereignissen zu laufen, der den Leser von Beginn an mit dem philosophierenden und überblickenden Protagonisten Metzger mitleben lässt.

Zitate von Hesse und Lebensweisheiten begleiten einen in diesem Roman. Auch das Thema der zwischenmenschlichen Beziehungen, schwingt immer ganz leicht mit, und findet am Schluss ein fulminantes, berührend ergreifendes Ende.
Für mich ist Thomas Raab als Autor, eine wunderbare Entdeckung. Ich hoffe, dass Raab weiterhin dem Schreiben verfällt.


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Bewertung: 9 von10

10. Juli 2007

Zu früh, zu spät - Karl-Markus Gauß

Karl Markus Gauß erzählt in diesem Buch von Bekanntschaften und Erfahrungen, die er in seinem Leben gesammelt hat. Dabei verknüpft er Weltpolitik, Weltgeschichte, Literatur und deren Autoren. Macht sich Gedanken und spielt wenn es sein muss, auch den Kritiker. Schreibt über Europa, ost- und mitteleuropäische Staaten. Die USA den mächtigsten und reichsten Staat der menschlichen Geschichte, seinem Justizwesen, seiner Sozial- und Bildungspolitik, mit all dem die USA seiner Meinung nach, dennoch keine Aussicht hätte, in die Euopäische Union aufgenommen zu werden. Von Berlusconi, der gegen die Mehrheit der Italiener, Ministerpräsident Italiens wurde. Von Holland, das noch heute von den Zinsen jenes Reichtums, den es in seiner Kolonialzeit angehäuft hat lebt (Sklaven Indonesiens). Aber auch der Irak, Indien, England und auch Österreich werden im Laufe des Buches noch genauer unter die „Gaußsche Lupe“ genommen. Dabei erfährt man auch kritisches über „Red Bull“, Alf Poier sowie, vom leider kürzlich verstorbenen, österreichischen Ex-Bundespräsidenten Kestil.
Sehr interessant und informativ wird jeweils zu jedem Themenbereich auf einen, oder mehrere Literaten und deren Werke verwiesen. Im Zuge dessen kann sich der Leser bei Bedarf sehr viele Namen und Buchtitel notieren, die man wahrscheinlich noch nicht auf der eigenen Bücherliste vermerkt hat.
Gauß macht auch vor den großen Religionen nicht halt, zeigt deren Ängste und Zweifel in einer schnelllebigen globalen Gesellschaft. Und wie der Islam sich mit allen Mitteln gegen Veränderung und kritisches Denken schützt. Und wussten sie, dass es seit 1961 eine Stadt in Litauen gibt – eine atheistische Stadt ?


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Bewertung: 8 von 10

25. Juni 2007

Der Preis des Wassers in Finistére - Bodil Malmsten

Das Hauptthema in diesem Buch ist eine Schreibblockade der Protagonistin, einer Schriftstellerin, die aus Schweden verschwindet und an der Antlantikküste Frankreichs, im Ort Finistère ihr Traumhäuschen findet. Dort beschreibt sie in welchem Glück sie nun leben darf und wie sie ihre Zeit in ihrem Garten verbringt. Im Verlauf des Romans findet, in erster Linie, eine Aufzählung der vielen Pflanzenarten ihres Gartens statt. So lernt man, Lorbeerbäume, Zypressen, die Magnolie, Maiglöckchen, Dichternarzissen, Kresse, Esche, Iris, Nelken und ihre monumentalen Tulpen „tulpina sprengeri“ kennen. Und für den Gartenfreund gibt’s noch die richtige Pflege dazu. In diese, für den Nichtgartenfreund, zu genau beschriebenen Vorgänge, wirft die Schriftstellerin immer wieder soziale, politische, rassistische, menschliche Themen ein, die aber nur kurz angeschnitten werden. Einen kurzen, interessanten Einblick über Schweden, gibt es dann doch zu lesen, an dem sie aber kein gutes Haar lässt.
Wenn man gerne Pflanzen umtopft, weiterzüchtet, sich auch in seinem Blumenmeer am wohlsten fühlt, dem könnte dieser Roman sogar gefallen.

Eine Amazon-Rezension: Gerne würde ich potentiellen Lesern des Buches mitteilen, dass es Zeitverschwendung sei, dies Buch zu lesen. Aber jemanden daran zu hindern, seine Zeit zu verschwenden, hieße ihn am Leben zu hindern - und wer wollte das schon.

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Bewertung: 2 von 10

22. Juni 2007

Die Tochter des Schmieds - Selim Özdogan

Ein Türke, eine türkische Frau, diese Worte sind meist schon negativ, für uns, besetzt. Es sind Menschen aus einem anderen Land, sie sind anders, macht man sich aber auch mal Gedanken darüber warum das so ist ? Sie werden von uns schon verurteilt, ohne sie kennen zu lernen, zu verstehen, zu akzeptieren. Wer von uns nimmt sich Zeit dafür zu hinterfragen was in der Türkei passiert, wie das durchschnittliche alltägliche Leben dort abläuft. Was es heißt als Antwort immer zu sagen, „Herr dein Wille geschehe, und der liebe Gott beschützt uns, und danach geht es uns gut im Paradies“ ! Alles hinnehmen, dulden, ertragen und noch dankbar sein.

Es ist eine wunderschön erzählte Lebensgeschichte von Gül, der Tochter des Schmieds – die alles duldet. Nie ein „Danke“ hören, weil es normal ist, alles zu tun das man aufgetragen bekommt, obwohl der Vater sie über alles liebt, seine Gül. Niemand achtet auf deine Tränen. Es ist schwer mit der Stiefmutter Arzu eine Nähe aufzubauen, aber Gül gibt für ihre Geschwister Melike und Sibel alles. In der Schule schafft sie den Abschluß nicht und um den Eltern nicht länger viel Mühe zu bereiten, heiratet man eben. Früher oder später heiraten alle. Sie erlernt als Lohn einen Beruf, den der Schneiderin. Diesen Job wird sie dann auch in stundenlanger Arbeit in Deutschland verrichten.

„Jeder geht jetzt nach Deutschland, sag Gül.
Ja, es ist ein gutes Land, es ist sauber, und man kann dort Geld verdienen. Die reiten nicht mehr auf dem Rücken von Eseln, das sind zivilisierte Menschen. Und unsere Freunde aus alten Zeiten.“

Das Buch ist sehr berührend. Man kann sich nun auch eine kleine Vorstellung machen, auf welchem Wissen, und unter welchen Lebensumständen dieses Volk erst ein, für uns selbstverständliches, mordernes Leben aufbauen muss.


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Bewertung 7 von 10

12. Juni 2007

Don Juan - Peter Handke

Diese Art zu Schreiben, verträumt, sensibel, märchenhaft, ist wunderschöne Kunst. Doch entweder findet man diese Kunst schön und fühlt sich wohl dabei, oder man nimmt längere Zeit kein zweites Buch dieser Art in die Hand.

Don Juan erzählt von sehr innigen Liebeserlebnissen aus seiner Vergangenheit, während er einen einwöchigen Aufenthaltes im Garten einer Klosteranlage verbringt . Der Frauenheld, der es schafft, jeder Frau das Gefühl zu geben etwas ganz besonders zu sein, egal ob aus Damaskus oder dem Kaukasusflußland, Holland oder Nordafrika. Ungewollt setzt er in den Frauen das Begehren gerettet zu werden frei, wovor ist den Frauen zunächst selbst unklar. Doch um bei all diesen Abenteuern nie ein Ehebrecher oder gar Mörder zu werden, gibt es als letzten Ausweg immer wieder nur die Flucht. Aber ist es die Angst vor Verantwortung, dem Freiheitsentzug, oder eine unverbindliche Art von Würde und Achtung der Frau gegenüber, die Don Juan immer wieder zum Weiterziehen zwingt ?
Peter Handke ist ein Könner der Sprache und man entdeckt hier auf jeden Fall ein besonderes Lesen, rührend Anders.


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Bewertung: 6,5 von 10

23. Mai 2007

Der Pfau weint - Hong Ying

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Bewertung 3 von 10

18. Mai 2007

Wovon die Wölfe träumen - Yasmina Khadra

Es ist nicht falsch, wenn wir Angst haben vor dem gelebten Glauben des Islam. Wie hier geschildert in Algerien. Yasmina Khadra beschreibt in diesem Roman, wie fanatische Islamisten die Stimmungsschwankungen der „verlorenen Seelen“ missbrauchen, und ihre Wankelmütigkeit ausnützen, um sie für die Bewegung einzuspannen. Es wird ihnen eine Zugehörigkeit vermittelt, Arbeit und damit Verantwortung gegeben. Man muss immer in der Gruppe bleiben und wird geeint durch dasselbe Ideal: die islamistische Revolution. Und Mord wird zum Ritual erklärt. Es verwandelt den Toten in eine Opfergabe, den Mord in einen Akt der Huldigung gegenüber Gott. Es ist egal wer gegen die Bewegung ist, ob verwandt, bekannt, oder Freund.
„Nach dem Dritten macht es einem nichts mehr aus“, tröstete mich Sofiane.

Dieser Roman erzählt uns, wie eine solche Gehirnwäsche abläuft. Nafa Walid, ein arbeitsloser, von den Eltern ausgehaltener, zielloser junger Mann, dessen größter Traum es ist, ein Schauspieler zu werden, geht nicht in Erfüllung. Dann sucht er Erlösung im Gebet und wird zum Soldaten der bewaffneten Islamisten, den KATIBA. Yasmina Khadra beschreibt diesen Weg schrecklich realistisch durch die Darstellung einiger dramatischer Lebensgeschichten, die zu dem Weg den Nafa Walid geht, unweigerlich beitragen.
Ein muss der Zeitgeschichte !!


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Bewertung: 8 von 10

12. Mai 2007

Snack Daddys Abenteuerliche Reise - Gary Shteyngart

Mischa Borisowitsch Vainberg, 30 Jahre, ungeheuerlich übergewichtiger Mann mit tief liegenden blauen Augen, einem hübschen jüdischen Zinken, der an die edelsten Papageiarten erinnert und so zarten Lippen, dass man sie nur mit dem nackten Handrücken abputzen möchte. Und der Sohn des 1238streichsten Mannes in Russland.
„Es geht um meine eigene Machtlosigkeit und Verstrickung in der Welt um mich herum“

Mischa erlebt wirklich eine beeindruckende abenteuerliche Reise, Russland, New York,
St. Petersburg, Absurdistan. Mit seinen Begleitern Aljoscha-Bob dem besten Freund, Rouenna seiner große Liebe, Timofej sein Diener, Dr. Levine, dem demokraten Trotl , wird uns das gewalttätige, liebeshungrige Zeitalter vorgeführt, und das in satirischer Form aber mit unglaublichem Tiefgang. Auch mit den Themen, Sexualität, Holocaust, Antisemitismus, Fundamentalismus. Politische Verwicklungen, mit Russland, Amerika, Iran, Türkei, Belgien, Absurdistan, die unsere heutige Zeit karikieren.

Gary Shteyngart ist einfach wortgewaltig, oft richtig geschmacklos und unappetitlich, und doch so wahr !


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Bewertung: 10 von 10

21. April 2007

Am Hang - Markus Werner

Der Schriftsteller Markus Werner hat von Beginn an interessante, unterhaltsame und lebenskluge Texte zum aktuellen Zeitgeschehen und deren Schnelllebigkeit, in seinen kurzen Roman eingebracht. Obwohl es kein Kriminalroman ist, wird das Buch zum Ende hin immer spannender. Eine angenehme, kurze, gelungene Abwechslung.

Herr Clarin und Herr Loos, sich unbekannt, treffen einander in einem Hotelrestaurant in Tessin. Zwei lange Nächte unterhalten sich diese Männer, obwohl sie sich doch ganz fremd sind. Beide erzählen auch über ihren damaligen Aufenthalt in Tessin, den beide in Begleitung ihrer Partnerin erlebten. Aber irgendetwas scheint diese Männer zu verbinden.


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Bewertung 8,0 von 10

18. April 2007

Wut - Salman Rushdie

Salman Rushdie bringt uns in diesem Roman jene Situation sehr nahe, ein Leben zu leben, das von einer Jugend überschattet wird, in der traumatisches erlebt wurde. Wie man sich durch das Leben kämpfen muss, wie man unter der Vergangenheit leidet und auch durch den Versuch einer Flucht, an einen anderen Ort, nicht ganz einfach davon befreit wird.

Professor Malik Solanka muss nun so ein Leben führen. Da Ihn eine körperliche Unkontrollierbarkeit befällt, wenn er wütend ist, verlässt er seine Frau Eleanor und seinen Sohn Asmaan, zu ihrem Schutz. Denn wenn man mit dem Messer in der Hand, im Schlafzimmer steht, muss man gehen, dachte Malik. Von London geht es nun nach New York, in der Hoffnung, dass alles besser wird. Doch in New York beginnt ein noch verwirrenderes Leben, mit den Frauen Neela Mahendra, Mila und Puppen, und auch der Kontakt nach London zu Asmaan bricht nicht ab.

Obwohl man auch bei diesem Buch von Salman Rushdie voll auf seine Kosten kommt, war seine, wie immer „große Sprache“, erst am letzten Drittel des Buches präsent. Mir fehlte das fesselnde an diesem Roman. Die lange Zeit unklarer Handlungsstränge, werden am Ende des Buches sehr gut aufgelöst, wodurch das Grübeln nach „ was will er mir damit sagen“, auch sein Ende findet. Der autobiografische Hintergrund dieser Geschichte ist, wie wir ja wissen, dramatisch (siehe nächster Absatz).

Natürlich hat auch Wut, wie fast alle Bücher Rushdies nach Verhängung der Fahdwa, stark autobiografische Züge: Wie sein Protagonist, so benutzt auch der Autor "das Material seines eigenen Lebens und verfremdet es durch die Alchemie der Kunst".
So ist auch Wut, der der schönen indischen Lebensgefährtin Padma Lakshmi des noch verheirateten Rushdie gewidmet ist, nicht zuletzt als Parabel eines Menschen zu verstehen, der gegen seinen Willen zur Bedrohung für seine nächsten Angehörigen geworden ist und in der Anonymität der Großstadt untertauchen muss.


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Bewertung 6,5 von 10

29. März 2007

die straße - Cormac McCarthy

NEU ! EIN MEISTERWERK !

Stell dir vor die Wolken sind so dicht, dass nie mehr die Sonnenstrahlen durchkommen werden. Es ist kalt, es regnet Asche und es schneit. Alles ist zerstört und verbrannt. Es gibt nichts zu Essen mehr, kein klares Wasser. Alles um dich herum tot. Du kannst es dir nicht vorstellen wie schrecklich das sein könnte ? Dann lies bitte dieses Buch und du wirst dich an jedem kommenden Sonnenstrahl erfreuen.
Dieses Buch ist Horror, Spannung und Liebe extrem.

Cormac McCathy hat hier wirklich ein Meisterwerk geschaffen. Von Beginn an hofft man mit dem Mann und seinem Sohn ums Überleben. Jeder Schritt vorwärts, in der verbrannten, dunklen Welt, ist verzweifeltes Hoffen und stetige Angst. Mit einem Einkaufswagen auf der Strasse sind sie auf dem Weg, Licht und Leben an der Küste zu finden. Doch dafür gibt es für sie nur eine Kraft, Ihre Liebe zueinander.

Der Dialog zwischen Vater und Sohn ist kurz und einfach, und genau dadurch werden die Situationen noch ergreifender. Respekt Mr. McCathy.

Sie lagen da und lauschten. Bringst du es fertig? Wenn es so weit ist. Wenn es so weit ist, wird keine Zeit sein. Jetzt ist Zeit. Verfluche Gott und stirb. Und wenn der Revolver nicht funktioniert? Er muss funktionieren. Wenn er aber nicht funktioniert? Könntest du diesem geliebten Menschen mit einem Stein den Schädel einschlagen? Steckt in dir ein solches Wesen, von dem du nichts weißt? Kann das sein? Halte ihn in den Armen. Genau so. Die Seele ist schnell. Zieh ihn an dich. Küss ihn. Schnell.

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Bewertung 10 von 10

18. März 2007

Paar Weise - Erika Pluhar

In Geschichten und Gedichten gibt uns Erika Pluhar einen Einblick, in Ihre Gedankenwelt über Gefühle, von „Paarwelten“. Gefühle, die vielleicht schon jeder von uns einmal spüren durfte. Sie stellt dar, wie intensiv auch nur kurze Begegnungen sein können, oder Erinnerungen an ehemalige Beziehungen. Wie sich ein Kind einen Vater erfindet und sich mit dieser Welt etwas vorlügt. „Paare“ in verschiedenster Form, in freundschaftlicher Liebe, in Kinderliebe oder Liebe in einer Beziehung.

Erika Pluhar spürt dem rätselhaften, dritten Wesen „Paar“ nach, das Gelegenheitsbekannte ebenso wie Liebende unweigerlich hervorbringen und das rasch machtvoll auf die beiden Individuen zurückwirkt. (satz aus amazon-buchbeschreibung)

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Bewertung: 6,5 von 10

15. März 2007

Zwei Leben und ein Tag - Anna Mitgutsch

Gabriel, der Sohn von Edith und Leonard, ist kein Tollpatsch, nicht dumm, nein er lebt nur in seiner eigenen Welt, in der es nichts Böses gibt. Er kann ohne Ängste in seiner Welt leben, glaubt einfach was man ihm sagt, denn aus welchem Grund sollte ihm jemand etwas falsches erzählen oder ihn anlügen? Doch es gibt nicht nur seine Welt. Es gibt auch die „offizielle“ Welt, die wir mit jeder unserer individuellen, eigenen Welt, verbinden müssen. Und in dieser Welt, in der ein Lachen nicht einfach Freundlichkeit ist, sondern auch eine verletzende Verwendung annehmen kann, hier ist Gabriel hilflos.
Anna Mitgutsch erzählt durch Briefe von Edith an ihren Ex-Mann Leonard, wie sie aus ihrer Welt, den Ablauf, die Entwicklung ihrer Ehe, und das Leben mit Gabriel empfunden hat. Jahrzehnte ist sie, aus beruflichen Gründen ihres Mannes, von einem Ort zum anderen mitgezogen. Eine wesentliche Verbindung von Edith und Leonard, war die Begeisterung für den Literaten Herman Melville. Der Schriftsteller von „Moby Dick“, dessen Nomadenleben ihrem glich, und der exzentrisch lebte wie Gabriel.
Der Roman hat mir mitgeteilt, dass Menschen deren Gedanken von der Norm abweichen keine Möglichkeit finden, eine Schnittstelle zur offiziellen Welt aufzubauen. Meine lieben Leser, Toleranz und Offenheit ist gefragt !


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Bewertung: 6,5 von 10

14. Februar 2007

Die Kolonie - Chuck Palahniuk

Genau das ist Chuck Palahniuk. Er schreibt erschreckend, schockierend, außergewöhnlich, ideenreich, kompromitierend, herausfordernd, direkt, ohne Grenzen.
Aber nicht plump oder unbedacht, nein, so dass man einfach mal Luft holen muss.

Miss America, Sankt Prolaps, Agent Plaudertasche, Graf Schandmaul, Lady Tramp, Miss Rotz, Reverend Gottlos, Gräfin Weitblick, Missing Link, Herzog der Vandalen, Der Kuppler, Mutter Naur, Killerkoch, Baronin Frostbeule, und noch einige, alle tragen eine Beschreibung ihrer Person im Namen. Alle diese Schriftsteller wollen also dem Aufruf von Mr. Whittiers folgen, durch einen gemeinsamen Ausstieg aus der Gesellschaft, für 3 Monate, ein neues erfolgreiches Leben zu beginnen. Doch dieser Ausstieg führt zu Mord, Selbstmord, Selbstverstümmelung und Selbstoffenbarungen der Teilnehmer. Es passiert schreckliches, und es muss noch etwas Schrecklicheres passieren, denn sonst ist es für den Leser nicht mehr interessant, oder?
Wozu sind Menschen heute fähig, oder wozu wären sie im Stande, um ins Rampenlicht zu kommen, um Erfolg zu haben, um Geld, Reichtum zu erlangen, um als unvergessen zu gelten.

Und Chuck Palahniuk zeigt mit seinem Buch das genaue Beispiel dafür. Er erzählt nur schreckliches. Der Inhalt dieses Buches lässt einen erschaudern, und man ist gleichzeitig fasziniert davon.
Warum legt man dieses Buch nach den ersten bösen, sadistischen Geschichten nicht einfach weg, sondern liest weiter, mit dem Wissen und der Hoffnung dass noch mehr davon kommen wird?

Jemand mit empfindlichem Magen, sollte dieses Buch nicht lesen.


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Bewertung 8 von 10

21. Jänner 2007

Das Echo der Erinnerung - Richard Powers

Alles das ich über dieses Buch gelesen und gehört habe, hat sich sehr interessant angehört.
Doch leider konnte mich die Geschichte von Richard Powers von Beginn an nicht dazu bringen, mich immer wieder auf die nächste Seite zu freuen. Ich habe das Buch nach 200 Seiten zur Seite gelegt. Das erste Buch, nach langer Lesezeit, das ich so beendet habe.
Und dann steht noch auf der Rückseite des Buches, …in einem Roman voller Spannung…, die für mich nicht zu finden war.
Ich finde auch das der Inhalt der ersten 200 Seiten auf 50 Seiten davon Platz gefunden hätte.

Mark Schluter kommt in Nebraska mit seinem Truck von der Fahrbahn ab und erleidet Gehirnverletzungen, er leidet am Capgras-Syndrom. Seine jüngere Schwester Karin ist immer an seiner Seite. Zum Glück hat er den Unfall überlebt, doch das Schlimmste für Karin ist, das er ihr nicht glauben will, dass Sie seine Schwester ist. Karin will das nicht als unlösbare Folge des Unfalles hinnehmen und sucht Hilfe beim Neurologen Dr. Gerald Weber. Für Diesen ist dieser Fall sehr interessant, doch nicht nur der Patient wird eine aufregende Studie für den verheirateten Neurologen, sondern auch die undurchschaubare Krankenschwester Barbara !
Die kollektive Erinnerung stellt der Schriftsteller mit einer zusammenhängenden Geschichte vom Leben der Kanadakraniche dar. Die tausende kilometerweite Zugroute bis zu Ihren, in ihrer Erinnerung eingeprägten, Nistplätze.

Als Trost, konnte ich doch ein paar wunderschöne Sätze finden wie zB diesen:
„Nächte animalischer Lust amüsierten sie jedes Mal, wenn sie wieder zu sich kamen, und zu der Peinlichkeit der Sprache zurückkehrten“


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Bewertung: 4 von 10

1. Jänner 2007

Morituri - Yasmina Khadra

Yasmina Khadra ist das Pseudonym des 1955 geborenen algerischen Autors Mohammed Moulessehoul. Bis 2000 hoher Offizier der algerischen Armee, lebt seit 2001 mit seiner Familie im Exil in Frankreich.

…aber was kann man von einem System erwarten, das sich schon am Morgen seiner Unabhängigkeit auf die Witwen und Waisen seiner eigenen Märtyrer gestürzt hat, um ihnen Gewalt anzutun…

…Ich kannte einmal einen kleinen Dealer. Einen ganz und gar abgestoßenen Dreckskerl, in der Todsünde war er so in seinem Element wie die Filzlaus in der Unterhose eines Hippies. Heute hat er eine abgesägte Schrotflinte in der Hand und einen Koranvers auf den Lippen und rächt sich munter an allen, die ihm einmal Schwierigkeiten gemacht haben. Ob es den verehrten Imamen gefällt oder nicht, falls dieses Miststück je im Paradies stranden sollte, lasse ich mich von einem Klempner kastrieren.
Beim Pöbel gilt er trotzdem als Märtyrer. Seit der Terrorismus im Namen der Religion antritt, wissen die kleinen Leute nicht mehr wohin. Alles, was nach Fundamentalismus riecht, verunsichert sie. Wie seit jeher lassen sie die Tragödie über sich ergehen und halten sich nicht weiter damit auf. „Nach mir die Sintflut!“ sagt schon das alte Sprichwort. Und keine Einsamkeit ist schlimmer als die Einsamkeit des Schiffbrüchigen.

Und so erzählt der Protagonist, Kommissar Llob, in diesem sehr informativen, interessant, politisch dargestellten Roman. Bürgerkrieg in Algerien. Radikale islamische Kämpfer. Terroranschläge gegen liberale Künstler und Intellektuelle und eben gegen eine wehrlose Landbevölkerung.
In seinem Land will Kommissar Llob für Gesetz und Ordnung kämpfen. Doch gewaltsam werden immer Freunde, Kollegen und andere bewundernswerte Menschen getötet.
Als Beamter sieht sich der Kommissar auf ein undurchdringliches Geflecht von Politik, Terror und Verbrechen ankämpfen.

„Wunder sind nur was für fromme Christen“.

Yasmina Khadra, macht Literatur eindringlicher, als manch noch so gut recherchierten Fernsehbericht.


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Bewertung: 8,5 von 10