16. September 2005

Jetzt wo du mich verläßt, liebe ich Dich mehr denn je - Frida Kahlo

7Auseinandersetzung mit dem Schmerz -
Die Tragödie einer bewundernswerten, großen mexikanischen Malerin 1907-1954.
Die unvorstellbaren, dauerhaftesten physich und psychischen Schmerzen, die man als Mensch hier auf Erden (er)leben kann. Und genau das hat Sie, Frida, in Ihrem Leben duchmachen müssen. Zuerst der unglückliche Busunfall als junges, dynamisches Mädchen mit 18 Jahren, diese dauerhafte Krankheit als Schicksal zu meistern, verbunden mit Ihrer verzweifelnden Leidenschaft zu Ihrer Jugendliebe Alejandro Gómez Arias und dann noch die große, immer wieder verletzende Liebe zu Ihrem 2-fachen Ehemann, dem Maler Diego Rivera.

Man bekommt in diesem Buch Einsicht in das Leid von Frida durch Briefe, Gedichte und Notizen an Freunde, Bekannte, Liebhaber...
Frida schreibt, so Raquel Tibol, "mit dem Herz auf der Zunge, in einer freimütigen, phantasievollen Sprache".

Brief an Alejandro Gómez Arias - 30. Juni 1946 New York
Alex darling, ich darf nicht viel schreiben, aber ich will Dir nur kurz mitteilen, daß ich the big operation schon hinter mir habe. Vor drei weeks haben sie an den Knochen herumgeschnitten. Dieses Medikament ist so wunderbar und mein body so voller Energie, daß sie mich heute schon für zwei Minütchen auf meine armseligen feet gestellt haben. Ich kann es selbst nicht believen. Die first beiden Wochen habe ich sehr gelitten und viel geweint - diese Schmerzen wünsche ich nobody. Sie sind furchtbar durchdringend und bösartig, aber diese Woche ist es nicht mehr so zum Heulen und dank der Tabletten habe ich es einigermaßen gut überstanden. Ich habe am Rücken zwei riesige Narben in this Form. Hier wurde mir ein Stückchen aus dem Becken entnommen, um es in die Wirbelsäule einzusetzen - diese Narbe ist weniger häßlich und verläuft gerader. Fünf Wirbel waren beschädigt, aber jetzt sind sie kerzengerade wie ein Repetiergewehr... Please don´t forget me. Alex laß micht in diesem verfluchten Krankenhaus nicht ganz allein, und schreib mir.
Deine F.
ps: für der Kinofilm "Frida" sollte man auf jeden Fall irgendwann einen Termin frei haben...



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Bewertung: 7,5 von 10

14. September 2005

Stiller - Max Frisch

Thema: Identität - Selbstverwirklichung
In einem Zug wird Mr.White von einem Mitreisenden als der schon seit Jahren vermisste Herr Stiller erkannt und daraufhin verhaftet. Im Gefängnis bekommt Mr. White Besuche von Stiller´s Bruder Wilfried, Bekannten und sogar Stiller´s Frau Julika besucht Mr. White und alle sind davon überzeugt das es sich um Ihren Stiller handelt. Es wird in den Besuchen über die Vergangenheit von Stiller gesprochen, man erfährt von seiner Ehe, seiner Liebschaft mit Sybille über sein vergangenes Leben. Mr. White leugnet seine Identität als Hr.Stiller aber wehement.
Es kommt zu vielen Gesprächen zwischen Mr.White und seinem Staatsanwalt, Stiller´s Bruder, dessen Frau Julika, dem Gefängniswärter, man erfährt vieles über den vermissten Stiller. Mr. White wird aus dem Gefängnis entlassen, aber mit welcher Identität, das sollte jeder selbst herausfinden (lesen).


...Wilfried ist nicht zweideutig, nicht geistreich, nicht neugierig, ein Mensch des natürlichen Daseins, nicht des Ausdrucks. Noch wenn ich schweige, komme ich mir vor ihm geschwätzig vor.

Aus diesem Buch kann man so vieles er-lesen, beim 2. oder 3. mal lesen wird man überrascht sein, was man beim letzten Mal alles "überlesen" hat. Eine hilf- und lehrreiche Lektüre, wie es richtig heißt ein "Klassiker".




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Bewertung: 6,5 von 10

11. September 2005

Der Vorleser - Bernhard Schlink

Sie ist reizbar, rätselhaft und viel älter als er…und sie wird seine erste Leidenschaft.
Er ist 15 Jahre alt und lernt eine um 20 Jahre älter Frau kennen und lieben. Sie ist geheimnisvoll denn vor jedem Liebesakt muß er Ihr immer etwas vorlesen. Doch plötzlich verschwindet Sie spurlos aus der Stadt und er sieht Sie erst Jahre später wieder in einem Prozeß. Das Sie in diesem Prozeß als Angeklagte erscheint, in soches Tun verwickelt war, das war erschreckend für Ihn. Nun schickt er Ihr immer Kassetten ins Gefängnis, warum ?
Er kennt nun Ihre Vergangenheit und doch kommt er nicht los von Ihr.

Der Schreibstil einfach und doch so ergreifend.
Es war "verlorene Zeit" sagt man des öfteren nach einem gelesenen Buch, aber mit Sicherheit in diesem Falle nicht !!

Info zum Autor:
Student in Heidelberg und Berlin, wissenschaftlicher Assistent in Heidelberg, Darmstadt, Bielefeld und Freiburg. Promotion 1975 (Abwägung im Verfassungsrecht, 1976), Habilitation 1981 (Die Amtshilfe. Ein Beitrag zu einer Lehre der Gewaltenteilung in der Verwaltung, 1982). Professor in Bonn, Frankfurt und seit 1992 an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1993 Gastprofessor an der Yeshiva-University New York. Gemeinsam mit Bodo Pieroth Autor des Lehrbuchs "Grundrechte" (11. Auflage 1995). Seit 1988 Richter des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen. Als Schriftsteller Veröffentlichung zahlreicher Romane ("Der Vorleser", 1995).
Quelle: Humbold Forum Recht


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Bewertung: 8 von 10

Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation? - Erika Pluhar

Eine besondere Liebesgeschichte in Wien ...

Mit den Worten: "Entschuldigen Sie, ist das hier die Endstation" lernt Frau Nelly um die 50, den Herrn Smelik um die 60 kennen. Beide kommen dann bei mehreren Gläsern Wasser und Wein, in einem Garten, ins Gespräch und erzählen von Ihrem Leben. Unglückliche Ehe, unerfüllte Liebe, Liebschaften, Alkoholprobleme und so wird es dann Abend...

Eine leicht, gemütlich zu lesende Geschichte, deren 254 Seiten aber nie zur Langeweile führen.



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Meine Bewertung: 6 von 10

Das Foucaultsche Pendel - Umberto Eco

Auf 760 Seiten führt Umberto Eco durch das Mittelalter bis zur Gegenwart und lässt uns an einer Verschwörungstheorie teilhaben die von den Rosenkreuzern bis in die Gegenwart reicht. Doch ist es wirklich eine Verschwörung? Muss es sein, die Indizien sprechen eine klare Sprache, wie sonst könnten sich all die historischen Begebenheiten durch die uns dieser Roman führt in einer solchen umfassenden Weise zusammenhängen. Das kann einfach kein Zufall sein.
Soweit zur Handlung. Eco zeigt wie schon bei seinem Bestseller "Der Name der Rose" dass er der letzte universalgelehrte Mensch ist. Er führt mit einer Liebe zum Detail und einer schon unheimlichen Leichtigkeit durch die Geschichte, so dass es dem Leser fast unmöglich ist das Buch aus den Händen zu legen. Man lernt dass auch scheinbar offensichtliche Zusammenhänge bei genauerer Betrachtung und mit dem Blick auf die großen Zusammenhänge, oft mehr Schein als Sein sind. Es zeigt auch sehr gut wie aus einer anfänglich als Scherz ersonnen Geschichte bitterer Ernst werden kann.
Ich kann dieses Buch nur jeden ans Herz legen der mit offenen Augen durch die Welt gehen will. Gerade in einer Zeit in der Ideologien vor Generationen geboren wurden, von Menschen die schon lange tot sind und deren Beweggründe nicht bekannt sind. Es stellt sich die Frage ob alles im Sinne des Erfinders war was sich letztlich nach Jahrhunderten von Jahren aus einer einzigen Idee entwickelt hat.

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Meine Bewertung: 9 von 10