2. September 2010

weiter leben - Ruth Klüger

Lieber Kopfkino-Besucher, danke, dass Sie hier wieder mal „vorbeilesen“.

Das folgende Buch von Ruth Klüger gehört für mich zu einem der besten und intensivsten zu lesenden Bücher, über  „Holocaust, über KZ-Gefangenschaften“.  Es ist ihre subtile, verfeinerte Art zu schreiben, grausame Erlebnisse und Gefühle ganz behutsam und ruhig an den Leser weiterzugeben, erlebtes nach zu erzählen.

Es war nicht nur 1 Lager, welches Ruth Klüger als Jugendliche erleben musste, sie hatte das Glück (!) „weiter zu kommen“ von Theresienstadt nach Auschwitz-Birkenau und weiter nach Christianstadt (Gross-Rosen).  „HOFFEN WAR PFLICHT“, schreibt sie.

Sie beschreibt hier eine sehr interessante Seite ihrer Aufarbeitung des erlebten Krieges. Unendlich viele Fragen stellt sie sich, alles so unvorstellbar, wozu der Mensch fähig ist. Und wenn sie schreibt, „Mit erfrorenen roten / Händen schaufelt mein Bruder sein eigenes Grab“. Wie sie uns hassen müssen.   – es gibt solche Unmengen an Gräuel zu dieser Zeit, die man nur kopfschüttelnd annehmen muss und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass jemand eine solche Vergangenheit bewältigen kann.

Texte:
„Eigentlich sei es ja gar nicht so abnormal, Fremde zu hassen, man hört das überall in Deutschland. Das gehe auf uralte Defensivmechanismen und steinzeitalterliche Hirnstrukturen zurück. Aufgabe einer fortschrittlichen Erziehung sei es dann, diese naiven Reaktionen abzubauen; durch aufgeklärtes Denken altes Hordendenken zu überwinden“.

„ Dass ihr Entnazifizierungsprogramm korrupt und inkompetent war, konnte auch eine 14-jährige mit bloßem Auge sehen“. Der Nazismus war das Produkt einer hohen Zivilisation, die aus ihren morschen Fugen geriet, niemand konnte wissen, wie und wann, während man primitives Verhalten, wo die Fugen noch frisch und fest sind, mit ziemlicher Sicherheit voraussagen kann. Was hier in Deutschland geschah, war zivilisiert und daher willkürlich. Willkürlich bedeutet freiwillig gewählt.




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Bewertung 8 von 10

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