30. Juli 2008

Rot und Schwarz - Stendhal

Stendhal (Henri Beyle) schrieb hier einen französischen Klassiker und schildert darin den sozialen Aufstieg eines Zimmermanssohn, Julian Sorel im Jahre 1830. In einer Gesellschaft, die auf Oberflächlichkeiten aufbaut, legt Julian, hübsch, intelligent und von Ehrgeiz besessen, eine steile Karriere hin, obwohl es für Menschen von niedriger Herkunft keine Chance auf Glück, zu dieser Zeit, gab.
Als Lateinlehrer für die Kinder des Bürgermeisters, dann im Priesterseminar, bis in den Palast eines Marquis in Paris, dient er sich hoch. Unterstützt wird er noch durch seine Heuchelei und Verstellung die er perfekt beherrscht. Doch auch hier kommt es nach dem Aufstieg zum dramatischen Fall.
Durch seine komplizierte Liebe zu zwei sehr unterschiedlichen Frauen kommt die Romantik in Stendhals Roman nicht zu kurz.
Besonders interessant fand ich die ständige Kritik an der Gesellschaft und der Religion im frühen 19. Jahrhundert.
„Julian war erstaunt. Der Begriff Religion war in seinem Geist unzertrennlich mit Heuchelei und Hoffnung auf Geldgewinn verbunden“.

Die Handlung knüpft an wirkliche Vorkommnisse an und in seiner Gesamtheit ist der Roman ein interessantes Zeitbild des 19. Jahrhunderts. (Meine gelesene Ausgabe war aus dem Jahre 1956)

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Bewertung: 7 von 10

11. Juli 2008

Frida - Slavenka Drakulic

Slavenka Drakulic zeigt uns Frida Khalo in einem ganz anderen Bild und das ist wieder unbeschreiblich berührend. Nein, schmerzhaft ist es wie man miterleben kann, was Leid bedeutet.

„Wie ich Selbstmörder verachtet habe. Ich war wütend auf sie. Weil sie jung war. Weil sie schön war. Weil sie gesund war und weil sie all das aus dem Fenster warf. Mir wurde übel von dem Gedanken, dass sie das Leben verachtet, ihm entsagt hatte. Hätte sie nur einmal, ein einziges Mal den Schmerz gespürt, den ich täglich spürte – dachte ich beim Malen -, oder hätte sie nur eine Woche in einem Gipspanzer liegen müssen, unbeweglich, hätte sie sich nicht zum Sprung entschlossen. Sie hätte sich über jeden Augenblick gefreut, den sie ohne Schmerzen, frei vom Panzer verbracht hätte. Immer glaubte ich, Selbstmord sei der leichteste Ausweg und daher ein feiger Akt. Und Feiglinge konnte ich nicht ertragen. Jeder Mensch findet mindestens einen Grund, sich das Leben zu nehmen. Und es ist nicht leicht, dieser Leere gegenüber zu stehen. Aber noch schwerer ist es, in einer Gemeinschaft mit dem Dämon des Schmerzes zu leben. Jeder ist verpflichtet, das Beste aus dem zu machen, was ihm auferlegt wurde, weil der Sinn gerade das Leben selbst ist. Existieren, trotz allem. Fühlen, schauen, teilnehmen. Sich freuen. Uns ist keine andere Chance, kein anderes Leben gegeben“.

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Bewertung 6 von 10