20. Juni 2009

Junot Díaz - Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao

Aus vielen Blickwinkeln erzählt, ergibt sich in diesem Roman am Ende ein Gesamtbild. Die Geschichte vom übergewichtigen, ohne Lebensdrang ausgestatteten Oscar und dessen Familie aus der Dominikanischen Republik. Doch sehr viel interessanter fand ich an diesem Buch die, in die Lebensgeschichte von Oscar, eingeflochtene politische Geschichte der Dominikanischen Republik. Die Zeit des regierenden Diktators Trujillo wurde sehr gut dargestellt. Die Sehnsucht der Menschen, endlich in Ruhe und Freiheit ihr Leben zu leben, so wie es auch heute noch die Sehnsucht vieler Menschen ist.

Mythische Traditionen stehen der modernen Si-Fi Welt des Oscar gegenüber und auf der Suche nach der Liebe geht Oscar, scheinbar sinnlos, seinem Ende entgegen.

_________________
Bewertung 6 von 10

17. Mai 2009

Salman Rushdie

…die alten Kartoffelhexen am Kaspischen Meer setzten sich hin und weinten. Laut schluchzten sie und stießen wilde Klagelaute aus. Ganz Transoxanien trauerte, denn der große Shaibani Khan, der möchtige Lord Wurmholz, Herrscher über das wilde Chorasan, Herr über Samarkand, Herat und Buchara, Spross jenes einzigen wahren Stammes, dem Dschingis Khan entspran, Überwinder von Babar, dem Emporkömmling unter den Moguln…

Ein kleiner Ausschnitt, der sich über 430 Seiten ausbreiten lässt. Geschichtliches Interesse ist vielleicht ein Bonus beim Lesen, oder man sieht es als ein Märchen mit großem Wortvolumen und der wundervollen Erzählkunst von Salman Rushdie - und zum Nachdenken:

…der Herrscher wollte bekennen, wie enttäuscht er insgeheim von allen Mystikern und Philosophen war. Er wollte die Streitigkeiten beiseitefegen, Jahrhunderte der Erbschaft und Reflexion, wollte dem Menschen gestatten, sich nackt wie ein Baby auf den Himmelsthron zu setzen. (Wenn der Mensch Gott geschaffen hatte, konnte er ihn auch wieder abschaffen. Oder war es einer Schöpfung möglich, sich der Macht seines Schöpfers zu entziehen? Ließ sich ein einmal geschaffener Gott nicht mehr zerstören? Konnten solche Phantasmen eine Autonomie gegenüber dem Willen erlangen, die sich unsterblich machte? Der Herrscher wusste darauf keine Antworten, aber schon die Fragen kamen ihm wie eine Antwort vor.)…

Die Geschichten finden auf allen Kontinenten statt und man bekommt von Liebe, Intrigen, Krieg und Folter bis zur Kunst viel geboten. Durch Salman Rushdies Erzählkunst und Phantasie entstehen schöne und ungewöhnliche Bilder beim Lesen, auch von der "bezaubernden Florentinerin“.


__________________
Bewertung 6,5 von 10

12. April 2009

Letzte Reise - Anna Enquist

Es ist eine wunderbar, aufregend und interessant erzählte historische Lebensgeschichte von Elizabeth Cook. Die Ehefrau des Entdeckungsreisenden Captain James Cook.
Sehr lesenswert macht dieses Buch, dass eine Lebens-, und Liebesgeschichte mit einem Abenteuerroman verschmilzt.
Ganz fantastisch kann man sich im Leben des 18. Jahrhunderts in England, in dieser nicht wirklich „warmen“ Zeit, mit bewegen.
Elizabeth schenkt sieben Kindern das Leben, und muss auch jedes zu Grabe tragen. Ein schicksalhaftes Leben, welches auch ein ewiges warten für sie ist. Denn wird James auch diesmal wieder gesund von seiner letzten Reise zurückkehren?

Ich kann nichts dagegen ausrichten, dachte sie. Wie James sagte: Es liegt nicht an mir. Ich habe nichts damit zu tun. Aber es geht doch um mich, um uns? Es ist doch so, dass er mich im Stich lässt? Warum denken alle an seine Beweggründe, und niemand versetzt sich in mich hinein? Sehe ich es falsch, verstehe ich irgendetwas nicht? Könnte ich doch wie meine Mutter sein. Nicht grübeln! Wo meine Zukunft in Scherben geht! Sie leert ihr Glas.

Sie griff zu einem schmutzigen Geschirrtuch und gab es ihrer Tochter, die sich langsam damit über die nassen Wangen wischte. „Das einzige, was du tun kannst, ist nachgeben. Du musst wie das Gras sein. Sie trampeln dich mit ihren schweren Holzschuhen nieder, und du beugst dich. Irgendwann werden sie die Füße woandershin stellen, dann richtest du dich wieder auf. Wenn du starr aufrecht bleiben würdest, wie das Schilf, würdest du brechen. Es geht vorüber, Elizabeth, alles hat ein Ende, so oder so. Warten. Kein Widerstand, denn dann verlierst du.
„Wie das Gras“, flüsterte Elizabeth. Das ist schön, Das Gras am Fluss: überschwemmt, vertrocknet, abgefressen, flach geweht. Und es kommt immer wieder. Wie das Gras werde ich sein. Wie das Gras.


_________________
Bewertung: 7 von 10

1. März 2009

Alle sieben Wellen - Daniel Glattauer

Dieses Buch hat zwar einige einzelne gute Momente, aber ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

________________
Bewertung 2 von 10



15. Februar 2009

Nacht - Edgar Hilsenrath

Zwölf Jahre hat Edgar Hilsenrath daran gearbeitet, das erlebte Grauen im Getto Mogilev-Podolski, in Rumänien von 1941 – 1944, in diesem Roman nieder zu schreiben. Als Aufarbeitung für Hilsenrath, und als geschichtliches Dokument für uns.

Im Nachtasyl hat Ranek einen Schlafplatz gefunden. Es ist eng, es stinkt, aber man hat ein Dach über den Kopf. Ich werde nicht erfrieren. Wie bekomme ich nun etwas zu Essen. Der Mann der draußen unter der Stiege liegt, der stirbt ja bald. Für seine Schuhe werde ich Mehl oder Kartoffeln eintauschen. Aber er ist ja noch nicht tot. Egal, die Schuhe werden ihn auch nicht mehr retten können. Wie soll ich sonst überleben?

Edgar Hilsenraths Gettoroman ist nicht autobiografisch, aber dieses Buch steht für seine persönliche Leiderfahrung, auch umfasst es die ganze Leiderfahrung der Opfer des Gettos.

Während man dieses Buch liest, stellt man sich immer wieder die Fragen, „Wie tief war der Mensch gesunken? Wie sehr hatte man ihn erniedrigt? Ein großes Werk, danke.


_________________
Bewertung: 8 von 10

21. Jänner 2009

Home Coming - Dave King

Den Worten: „Nach langer Zeit wieder ein psychologisch meisterhaft durchkomponiertes Buch“, möchte ich mich anschließen.
Das Leben ist so. Voller Liebe, Gefühl und Emotionen, Leid und Dramatik.
Zu Beginn des Buches wird man nicht gleich von Begeisterung sprechen können, aber man lernt die Figuren kennen und genau das braucht diese Geschichte. Howard ein Kriegsveteran, der nicht mehr sprechen kann, versucht im Leben wieder Fuß zu fassen. Doch wie man das Leben selbst schon kennt, kommt es meist nicht genau so wie man es sich gewünscht hätte.
Sylvia seine damalige Freundin bringt ihm ihren Sohn Ryan vorbei, mit der Bitte auf ihn acht zu geben, während sie eine Drogenentziehungskur durchlebt. Noch immer hält Howard an ihrer Liebe fest und die Zeit mit Ryan verändert sein Leben.
Die Darstellung des stummen Howard, seine Gedanken, die er nicht in der Lage ist zu äußern, finde ich beeindruckend. Howard strahlt eine solche Herzlichkeit aus, man leidet mit ihm mit, fast bis zur letzten Seite.
„Ich wünsche mir, dass er sein Leben lang geliebt wird, das ist der Schlüssel zum Glück“


________________
Bewertung: 8 von 10

8. Dezember 2008

Kinder der Hoffnung - Marc Levy

Es tut weh eine solche Geschichte zu lesen.
Es erzählt von Jungen und Mädchen, die in der französischen Résistance kämpfen, ihr Leben riskieren, gefoltert werden, überleben oder sterben.
Jeannot und Claude, Brüder, sie durchlaufen solch eine Gewalt, indem sie sich am 21. März 1943 einer Widerstandsgruppe anschließen. Auch Sie kämpfen für die Freiheit und Hoffnung.
Marc Levy erzählt diese Geschichte sehr ergreifend und spannend.
„Papa und Maman wissen nicht, dass man ihnen bald eine Nummer auf den Arm tätowieren wird, Maman ahnt nicht, dass man sie auf einem Bahnsteig von dem Mann trennen wird, den sie fast mehr liebt als uns. Und ich weis nicht, dass ich in zehn Jahren am Denkmal von Auschwitz in einem etwa fünf Meter hohen Berg von Brillen das Gestell wieder erkennen werde, das mein Vater, als ich ihn zum letzten Mal im Café des Tourneurs gesehen hatte, in die Brusttasche seiner Jacke steckte.
Meine sieben Freunde – Jacques, Boris, Rosine, Ernest, Francois, Marius, Enzo – wissen nicht, dass sie sterben und dabei „Vive la France“ rufen werden – fast alle mit einem ausländischen Akzent“.

Man glaubt endlich genug davon gehört zu haben, vom 2. Weltkrieg. Doch auch dieses Buch bestätigt wieder, dass es wichtig ist diesen Krieg weiter zu hinterfragen, darüber zu lesen und zu sprechen.

„Und dennoch entdecke ich, als ich ihn hier an diesem schrecklichen Ort, eingeschlossen in seine Verzweiflung, beobachte, eines der schönsten Dinge auf der Welt:
Ein Mensch kann sich damit abfinden, sein Leben zu verlieren, nicht aber mit der Abwesenheit derer, die er liebt“.


_________________
Bewertung: 7 von 10

2. Dezember 2008

Feuchtgebiete - Charlotte Roche

(eine Rezension von meinem Freund M., die man nicht besser hätte ausdrücken können, danke)
Ein Buch übers Alleine sein, ein Buch über Familie, ein Buch übers Leben.
Eins vorweg, ich habe keine einzige Rezension oder Buchbesprechung zu diesem Buch gelesen, um es unvoreingenommen selbst zu „erfahren“.
Hinter der oftmals sehr plakativen Sprache, erzählt Helen aus dem Leben einer x-beliebigen 18 Jährigen, die angibt nur zwei Hobbys zu haben:
Sammlung von Avocadokernen und Ficken. Ihr Körper ist alles was in Ihrem Leben wirklich real ist, alles worüber sie wirklich selbst entscheiden und wahrhaftig empfinden kann.

Eltern die sich scheiden lassen, Familie als Spiegel der Realität in der nur der Schein zählt.
Keine Rücksicht auf die Schwächeren - die Sprachlosen.
Sprachlosigkeit als Schutzschild für das unaussprechliche. Die Sprachlosigkeit in Bezug auf Sexualität, den eigenen Körper, das Verlangen nach Liebe und nach einer glücklichen Familie. All das wird von Helen schonungslos ausgesprochen, und über das „darüber sprechen“, zum Leben erweckt und damit lebendig.
Ein sehr mutiges Buch, das zwischen den Zeilen spricht und deswegen von vielen wohl nur ob des gelesenen beurteilt werden wird.

________________
Bewertung 8 von 10

19. November 2008

Die Kuh, die weinte - Ajahn Brahm

Ein wunderbares Geschenk war es, dass mir mein Freund, mit diesem Buch gemacht hat. Und ich möchte es Euch weiter schenken! Es wäre schön, wenn ich auch Euch damit eine Freude machen könnte. Ajahn Brahm erzählt hier Geschichten, die Dich zum Nachdenken bringen, die Dir zeigen, wieviel schönes das Leben für uns bereit hält. Nur damit umzugehen, dass müssen wir noch lernen. Ruhe und Zufriedenheit wird Euch hier beim Lesen geschenkt.
Danke M.


__________________
Bewertung 10 von 10

18. Oktober 2008

Der Außenseiter - Sadie Jones

Dieses Buch hat eine Sogwirkung.
In seinem zehnten Lebensjahr veränderte sich alles für Lewis.
Es war ein wunderschöner Tag, er und seine liebste Mutter, eine rastlose, liebevolle, hübsche Frau, die wiederum Lewis von ganzem Herzen liebte, verbrachten in guter Laune die Zeit bei einem Picknick. Es war heiß und Lewis sprang und tauchte gerne im Wasser herum. Und dann stieg auch seine Mutter zu Lewis ins Wasser. Das war der letzte Tag an dem Lewis die Sonnenstrahlen noch unbeschwert genießen konnte.

Lewis Suche nach Geborgenheit, Nähe und Liebe kann in seinem folgenden Leben mit Stiefmutter, und nur nach gesellschaftlichem Ansehen strebendem Vater, nicht gestillt werden.
Es folgt ein Kampf gegen das Leben, die Gesellschaft, und dem sich selbst zerstörendem Trieb, dem er verfällt. Aus einem mit Liebe und Wärme genährtem Kind entwickelt sich ein unkontrollierbarer, der Gewalt nicht abgeneigter, Mensch. Sein ganzer Kummer mündet in unglücklichen Situationen, Katastrophen.

Ein berührender, beeindruckender Roman. Sehr lesenswert!!

_________________
Bewertung: 9 von 10

5. Oktober 2008

Medicine River - Thomas King

So sympathisch die Hauptfigur, Will, in diesem Roman auch ist, konnte mich dessen Geschichte nicht wirklich erwärmen.
Aus Interesse, etwas über das Leben in einer Kleinstadt, nahe einem Blackfoot-Reservat im westen Kanadas, zu erfahren, habe ich mir die englische Ausgabe dieses Buches, nach Hause gelegt. Was ich sehr gut an dem Roman fand war, dass der Autor aus dem alten Klischee von Wild-West-Action und Indianerhäuptling mit Feder im Haar, die heutige Realität deutlich darstellt.
Wie in jeder Gemeinde von uns, so gibt es auch bei den Indianern Klatsch und Tratsch, Intrigen, freundliche und liebenswerte Menschen, das täglich Leben.

My mother had a favourite expression for all those times in life when things didn´t make sense or couldn´t be explained. “That´s the way things are,” she´d say. It wasn´t an answer. It was more way of managing the bad times.

_________________
Bewertung: 5 von 10

28. September 2008

Idylle mit ertrinkendem Hund – Michael Köhlmeier

Dieses Buch ist beeindruckend.
Es ist ein persönliches Drama, das der Autor hier verarbeitet. Den Tod seiner Tochter Paula, die bei einem Spaziergang ums Leben kam.
Das Büchlein ist von Beginn an irgendwie geheimnisvoll. Der sonderbare Lektor, der für ein paar Tage zur Arbeit im Hause des Ich-Erzählers und dessen Frau vorbeikommt. Spaziergänge und die ungewöhnliche Begegnung mit einem Hund.
Wie ist es möglich den Verlust eines geliebten Mensch und den Schmerz dazu, im Alltag mit zu tragen, damit weiter zu leben. Michael Köhlmeier, der als Ich-Erzähler zu erkennen ist, schafft eine unglaubliche Nähe und Vertrautheit zu seiner ganz persönlichen Gefühls- und Gedankenwelt.
"Ich will, dass sie bei mir ist. Und ich habe die Hoffnung, dass sie näher bei mir ist, wenn ich über sie schreibe."
Ein Buch, das seine volle Entfaltung beim Lesen "zwischen den Zeilen" erfährt.
Ein stilles, leises Buch.

_________________
Bewertung: 10 von 10

7. September 2008

Die Attentäterin - Yasmina Khadra

Was soll man dazu sagen, Yasmina Khadra kann es einfach. Die Erzählkunst macht einfach jedes der Bücher zu einem reichhaltigen, lernreichen Erlebnis.
Der gegenseitige Hass, der sich in Israel und Palästina abspielt, hat nichts mehr mit Gottes Heiligem Land zu tun, es ist ein Feld des Schreckens und des Jammers.

Auch Amin Jaafari, ein Arzt in Tel Aviv wird überraschend mit dem Thema „Selbstmordattentat“ konfrontiert.
In einem nahe liegenden Lokal, sprengt sich ein Attentäter in mitten von Kindern in die Luft.
Zum Glück ist Sihem, Jaafaris Frau, zu diesem Zeitpunkt, für ein paar Tage bei ihrer Mutter auf Besuch, und musste diesen Vorfall nicht miterleben.
Amin Jaafari, hat sich nach Jahren als Araber Anerkennung und Respekt als Arzt erarbeitet, doch in Sekunden kann eine heile Welt in sich zusammenbrechen, und genau das passiert in dieser, für die heutige Zeit, aktuellen Tragödie.

Yasmina Khadra greift das Thema Selbstmordattentäter auf, gibt uns Ansätze, wie jemand zu so einer Tat fähig sein kann, warum sich Leute fanatisch in diese Richtung bewegen. Für unsere Welt nicht erklärbar, nicht verständlich, es lässt sich mit nichts rechtfertigen.


_________________
Bewertung: 7 von 10

17. August 2008

Shooting Star - Peter Temple

Der letzte Roman von Peter Temple „Kalter August“ war für mich ein Glücksgriff.
Sodann sollte ich doch den nächsten, aktuellen Roman „Shooting Star“ nicht versäumen.
Auch die knappen Dialoge und der schwarze Humor sind wieder ganz zum Genießen.

Bei einer Kindesentführung wird der Ex-Polizist Frank Caldon vom Carson Familien-Clan gebeten den Job als Vermittler zu den Entführern zu übernehmen. Ohne Einschaltung der Polizei. Mit Widerwillen nimmt Caldon das Angebot an. Mit seinem ehemaligen Militärkollegen Orlovsky, erlebt man ein Ermittlerduo, das sich gegenseitig grandios ergänzt, keiner drängt sich dem Anderen auf, jeder macht seinen Job.
Peter Temple findet eine tolle Sprache um die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten und sein Ideenreichtum um die Entführer ausfindig zu machen ist eine eigene beeindruckende Geschichte.

_________________
Bewertung: 6 von 10

1. August 2008

Schachnovelle - Stefan Zweig

Wer sich für anspruchsvolle Literatur interessiert, soll diese 110 Seiten inhalieren.
Schauplatz ist ein Passagierschiff, auf dem ein arrangiertes Schachspiel, zwischen dem Schachweltmeister Mirko Czentovic und dem mysteriösen Mr. B., gespielt wird. Mr. B, der aus einem Exil kommt, ist auch der Protagonist in dieser Geschichte. Und wenn man dann weis, dass auch Stefan Zweig im Exil gelebt hat, kann man erkennen, wie er sein Leben in diesem Werk spiegelt.

Das Buch hat, für mich, wieder einen erschreckenden Eindruck, über die inhumanen Vorgehensweisen, seelischen Grausamkeiten der NS-Zeit, hinterlassen.

_________________
Bewertung: 7 von 10

30. Juli 2008

Rot und Schwarz - Stendhal

Stendhal (Henri Beyle) schrieb hier einen französischen Klassiker und schildert darin den sozialen Aufstieg eines Zimmermanssohn, Julian Sorel im Jahre 1830. In einer Gesellschaft, die auf Oberflächlichkeiten aufbaut, legt Julian, hübsch, intelligent und von Ehrgeiz besessen, eine steile Karriere hin, obwohl es für Menschen von niedriger Herkunft keine Chance auf Glück, zu dieser Zeit, gab.
Als Lateinlehrer für die Kinder des Bürgermeisters, dann im Priesterseminar, bis in den Palast eines Marquis in Paris, dient er sich hoch. Unterstützt wird er noch durch seine Heuchelei und Verstellung die er perfekt beherrscht. Doch auch hier kommt es nach dem Aufstieg zum dramatischen Fall.
Durch seine komplizierte Liebe zu zwei sehr unterschiedlichen Frauen kommt die Romantik in Stendhals Roman nicht zu kurz.
Besonders interessant fand ich die ständige Kritik an der Gesellschaft und der Religion im frühen 19. Jahrhundert.
„Julian war erstaunt. Der Begriff Religion war in seinem Geist unzertrennlich mit Heuchelei und Hoffnung auf Geldgewinn verbunden“.

Die Handlung knüpft an wirkliche Vorkommnisse an und in seiner Gesamtheit ist der Roman ein interessantes Zeitbild des 19. Jahrhunderts. (Meine gelesene Ausgabe war aus dem Jahre 1956)

_________________
Bewertung: 7 von 10

11. Juli 2008

Frida - Slavenka Drakulic

Slavenka Drakulic zeigt uns Frida Khalo in einem ganz anderen Bild und das ist wieder unbeschreiblich berührend. Nein, schmerzhaft ist es wie man miterleben kann, was Leid bedeutet.

„Wie ich Selbstmörder verachtet habe. Ich war wütend auf sie. Weil sie jung war. Weil sie schön war. Weil sie gesund war und weil sie all das aus dem Fenster warf. Mir wurde übel von dem Gedanken, dass sie das Leben verachtet, ihm entsagt hatte. Hätte sie nur einmal, ein einziges Mal den Schmerz gespürt, den ich täglich spürte – dachte ich beim Malen -, oder hätte sie nur eine Woche in einem Gipspanzer liegen müssen, unbeweglich, hätte sie sich nicht zum Sprung entschlossen. Sie hätte sich über jeden Augenblick gefreut, den sie ohne Schmerzen, frei vom Panzer verbracht hätte. Immer glaubte ich, Selbstmord sei der leichteste Ausweg und daher ein feiger Akt. Und Feiglinge konnte ich nicht ertragen. Jeder Mensch findet mindestens einen Grund, sich das Leben zu nehmen. Und es ist nicht leicht, dieser Leere gegenüber zu stehen. Aber noch schwerer ist es, in einer Gemeinschaft mit dem Dämon des Schmerzes zu leben. Jeder ist verpflichtet, das Beste aus dem zu machen, was ihm auferlegt wurde, weil der Sinn gerade das Leben selbst ist. Existieren, trotz allem. Fühlen, schauen, teilnehmen. Sich freuen. Uns ist keine andere Chance, kein anderes Leben gegeben“.

________________
Bewertung 6 von 10

22. Juni 2008

der metzger sieht rot - Thomas Raab

Nach Thomas Raabs erstem gut gelungenem Kriminalroman „der metzger muss nachsitzen“, waren meine Erwartungen sehr hoch und das neu erschienene Buch sollte nicht lange in meinem Bücherregal fehlen. Leider konnte mich „Metzger“ in seinem neuen Abenteuer nicht mehr begeistern.


Danjela Djurkovic, die Metzgers Herz gewonnen hat, wird vor einem Fußballstadion zusammengeschlagen und schwer verletzt. Hier beginnt nun der Willibald Metzger wieder selbst zu ermitteln.

Wenn die Handlung auch nicht wirklich fesseln kann, dann ist es vielleicht doch der sympathische Zufallsermittler, wegen dem man gerne weiter liest.

__________________
Bewertung 5 von 10

1. Juni 2008

Drachenläufer - Khaled Hosseini

Gläubige haben Angst, dass sie nach dem Tod in die Hölle kommen. Aber dass das Leben hier und jetzt die Hölle sein kann, das sollte sich jeder einmal bewusst machen.
Es ist erschreckend was sich auf dieser Welt noch an Leid zuträgt. Wie Menschen unterdrückt, gedemütigt, gefoltert und misshandelt werden. Ihrer Freiheit einfach beraubt!
In diesem Buch, wird uns ein Ausschnitt aus der Hölle gezeigt. Dieser Ausschnitt heißt Afghanistan. Man findet eine berührende Geschichte über eine Freundschaft zwischen Amir und Hassen, die Amir aber auf schreckliche Weise verrät. Nach Jahren will Amir nun diesen Fehler wieder gut machen, doch kann die Zeit alle Wunden heilen?
Der Autor gewährt einen realistischen und grauenhaften Einblick in die Geschichte und den Alltag des Landes. Russische Panzer und Taliban-Kämpfer machen die Hölle perfekt.


_________________
Bewertung: 7 von 10

9. Mai 2008

Die Kathedrale des Meeres - Ildefonso Falcones

Dieser historische Roman, der auf dem Weg zum Weltbestseller ist, ist eines der schönsten und traurigsten Bücher, das ich bis jetzt gelesen habe. Man hat nicht ständig das Gefühl, dass uns der Autor zu den Tränen zwingen will. Die Kathedrale des Meeres, ist ein einfach gestricktes Buch. Es spielt im Mittelalter, wo ein mittelloser Vater, Bernat Estanyol, mit seinem Baby, Arnau, vor einem brutalen Lehnsherren nach Barcelona flüchtet; und dieses Baby, dessen unbeschreiblich unfaires, schweres Leben, verfolgen wir in jener Zeit, in der die gotische Kathedrale Santa Maria del Mar vom Volk, in Rekordzeit, gebaut wird, also über 55 Jahre.
Die brutalen Gesetze des mittelalterlichen Kataloniens, schon die allein sind es, die traurig machen. Was der Glaube, die Kirche, den Menschen damals angetan hat, unverzeihlich.
652 Seiten, die so sehr berühren und es einen nach der letzten Seite traurig macht, dass Ildefonso Falcones die Feder schon zur Seite gelegt hat.


__________________
Bewertung: 10 von 10